Mehr machen mit Linux Mint. Teil 5: Dateimanager Nemo – erweiterte Funktionen

In Teil 4 der Serie ging es um die Grundlagen des Dateimanagers. Vielen werden bereits die bisher genannten Funktionen genügen, da man unter Windows oder MacOS mit einem Filemanager nicht sehr viel mehr anstellt. Dateien umbenennen, verschieben, kopieren, packen usw. Aber ich hatte ja bereits in dem einführenden Artikel erwähnt, dass Linux in manchen Bereichen besser, durchdachter und moderner ist. Das gilt auch für Nemo – werfen wir daher jetzt einen Blick auf die zusätzlichen Funktionen.

(Bilder können durch Mausklick vergrößert werden.)

Werkzeugleiste anpassen

Mit Bearbeiten/Einstellungen/Werkzeugleiste lassen sich oben Buttons für einen rascheren Zugriff einblenden:

Die kleine Auswahl erklärt sich von selbst, daher nur ein paar Bemerkungen. Auf „Pfadeingabe umschalten“ kann man eigentlich verzichten. Wie im vorherigen Artikel beschrieben: Man erhält die Pfadangabe durch die Kombination „Strg + L“ oder durch einfachen Klick auf einen Breadcrumb-Button. Weiterhin verzichte ich auf die „Kompaktansicht“, mir ist die „Listenansicht“ lieber. „Neuer Ordner“ nutze ich hingegen häufig. Auch „Im Terminal öffnen“. Im Unterschied zum Standard-Terminal (Strg + Alt + T) wird die Kommandozeile direkt im aktuell angeklickten Ordner geöffnet. Auch „Vorschaubilder (nicht) anzeigen“ benutze ich ab und zu – die puren Symbole erleichtern die Übersicht bei umfangreichen Dateilisten:

Vorlagen-Ordner nutzen

Bei der Installation legt Linux Mint im Home-Verzeichnis einen Ordner „Vorlagen“ an, den viele Anwender nicht weiter beachten. Wenn dieser Ordner keine Dateien enthält, so bleibt der Punkt im Kontextmenü „Neues Dokument anlegen“ leer.

Man kann in dem Ordner Vorlagen für unterschiedliche Anwendungen speichern – LibreOffice-Dokumente, Markdown-Dateien, Tabellenkalkulationen usw. Auch Unterordner kann man hier aufnehmen. Damit „füllt“ sich automatisch der erwähnte Menüpunkt „Neues Dokument anlegen“:

Auf diese Weise kann man in beliebigen Ordnern mit einem Rechtsklick neue Dateien anlegen. Die Vorlagen können entweder ohne Inhalt oder mit bestimmten Vorgaben gespeichert werden. Legt man etwa die Datei „Briefkopf.odt“ hier ab, so kann diese Textdatei ein Logo, eine Anschrift, bestimmte Seitenränder und Makros enthalten. Oder man gibt ein entsprechendes Gerüst in die Markdown-Vorlage für Gesprächsnotizen:

Bei der Auswahl des Menüpunkts wird direkt nach einem neuen Namen gefragt, der Titel ist bereits markiert und man kann direkt mit der Eingabe des Dokumentennamens beginnen. Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass man sich eine „Hangelei“ in seinem Verzeichnisgestrüpp erspart. Ich bin vielleicht ohnehin gerade im Ordner „/Beruf/Dokumente/Protokolle/Besprechungen“ und sehe dort, dass die Notiz vom letzten Gespräch mit Kollege Müller noch fehlt. Dann genügt ein Klick – und ich kann genau in diesem Ordner die neue Datei anlegen. Wenn ich hingegen zuerst eine Anwendung starte, muss ich im Programm eine Vorlage aufrufen, auf „Speichern unter …“ gehen, von Ordner zu Ordner hüpfen usw.

Modulverwaltung: Beispiel Terminalanzeige

Unter Einstellungen/Module sind bereits einige Erweiterungen vorhanden, z. B. „nemo-fileroller“ für den Umgang mit Archiven. Es lassen sich aber auch neue Plugins installieren. So lässt sich beispielsweise mit den Befehl

sudo apt-get install nemo-terminal

ein internes Terminal hinzufügen, das danach ebenfalls in der Liste auftaucht:

Das Modul „nemo-terminal“ kann aktiviert und zusätzlich konfiguriert werden (z. B. mit der Einstellung, dass es unten in der Dateiliste erscheinen soll). Drückt man nach einem Neustart von Nemo „F4“, so öffnet sich innerhalb des aktuellen Ordners ein kleines Terminal-Fenster:

Mit einem zweiten F4-Tastendruck verschwindet das Terminal wieder. Kann gelegentlich nützlich sein als Alternative zum „großen“ Terminal.

Eigene Skripte einbinden: Beispiel „Blitz-Aufräumer“

Für Routine-Aufgaben, die immer wieder anfallen, verwende ich kleine Bash-Skripte. Meist führen die nur ein paar Befehle hintereinander aus, vielleicht noch versehen mit einigen Parametern – keine großen Sachen. Bei meiner Paperless-ngx-Instanz helfen mir beispielsweise solche Skripte, Updates durchzuführen oder ein Backup anzustoßen. Solche Dateien kann man direkt in Nemo einbinden und via Kontextmenü auswählen.

Als Beispiel nehme ich eine etwas modifizierte Version meines „simple-sort“-Skripts (GitHub: https://github.com/paperlesswriter/simple-sort) Man markiert die Dateien in einem Verzeichnis, startet das Skript – und wusch sind alle Dateien in Ordner gruppiert. Dazu erhält man eine Markdown-Datei als Dokument der Verschiebe-Aktion.

Ganz nützlich für Download-Verzeichnisse, in denen sich rasch eine Vielzahl von Dateien ansammelt. Was man wie einsortiert haben möchte, kann man leicht im Skript ändern – aber uns geht es hier ja nur um ein Beispielskript.

Nemo kann einen speziellen Skript-Ordner auslesen, daher entfällt die Dateiendung „.sh“ (die man sonst für Bash-Skripte nimmt). Falls dieser Ordner bisher nicht angelegt wurde, so erledigen wir das jetzt mit diesem Befehl:

mkdir -p ~/.local/share/nemo/scripts

Editor aufrufen:

sudo nano ~/.local/share/nemo/scripts/simple-sort

Folgenden Text in die leere Datei „simple-sort“ kopieren:

#!/bin/bash

# Funktion zur Bestimmung der Kategorie einer Datei
get_category() {
    case "$1" in
        pdf|docx|txt|doc|odt|rtf)
            echo "Dokumente"
            ;;
        png|jpg|jpeg|gif|bmp|tiff)
            echo "Bilder"
            ;;
        mp4|avi|mkv|mov|wmv)
            echo "Videos"
            ;;
        mp3|wav|flac|ogg|aac)
            echo "Audio"
            ;;
        ppt|pptx|odp)
            echo "Präsentationen"
            ;;
        zip|rar|tar|gz|7z)
            echo "Archive"
            ;;
        *)
            echo "Sonstige"
            ;;
    esac
}

# Array zur Speicherung der Kategorien und Dateien
declare -A categories

# Hauptscript
for file in "$@"; do
    if [ -f "$file" ]; then
        ext="${file##*.}"
        category=$(get_category "$ext")
        mkdir -p "$category"
        mv "$file" "$category/"
        echo "Verschoben: $file nach $category/"
        
        # Füge die Datei zur entsprechenden Kategorie im Array hinzu
        categories["$category"]+="$file, "
    fi
done

echo "Sortierung abgeschlossen."

# Erstelle Markdown-Datei
echo "# Verschobene Dateien" > "$PWD/verschoben.md"
echo "" >> "$PWD/verschoben.md"
echo "| Kategorie | Dateien |" >> "$PWD/verschoben.md"
echo "|-----------|---------|" >> "$PWD/verschoben.md"

for category in "${!categories[@]}"; do
    files=${categories[$category]}
    # Entferne das letzte Komma und Leerzeichen
    files=${files%, }
    echo "| $category | $files |" >> "$PWD/verschoben.md"
done

echo "Markdown-Datei 'verschoben.md' wurde erstellt."

Speichern (Strg + O, Strg + X) und das Skript ausführbar machen:

chmod +x ~/.local/share/nemo/scripts/simple-sort

Nemo beenden und neu starten. Zunächst eine Reihe von Dateien in ein Testverzeichnis kopieren, damit man sieht, ob alles korrekt funktioniert. Die Dateien markieren und das Kontextmenü mit der rechten Maustaste aufrufen:

Nun ist ein neuer Menüpunkt „Skripte“ zu sehen mit der Auswahl „simple-sort“. Darauf klicken … und wie gesagt … wusch! 😉 Mit dem gleichen Verfahren können weitere Skripte eingebunden werden. Diese werden zugleich unter Einstellungen/Module aufgeführt, wo man sie auch (de-)aktivieren kann.

Eigenes Action-Skript erstellen: Beispiel Quick-Backup

Nemo-Action-Skripte sind quasi die höhere Stufe der Skripteinbindung. Sie können direkt in das Kontextmenü Eingang finden, mit eigenen Icons versehen werden usw. Ich beschreibe jetzt nur kurz das prinzipielle Vorgehen am Beispiel eines Skripts, das für ein Instant-Backup ausgewählter Dateien dienst.

Gelegentlich arbeitet man an wichtigen Dateien und möchte den Zwischenstand rasch sichern. Nachts läuft vielleicht das vollständige Backup, aber es wäre ja schön, wenn man einfach die aktuellen Dateien kurz in Nemo markieren könnte und per Mausklick zu einem Sicherungsmedium – etwa ein Ordner auf einem USB-Stick – senden könnte. Das erledigt unser QuickBackup-Skript.

Im Beispiel wird auf einen externen Speicher mit dem Namen „USB_STICK“ gespeichert, dort im Verzeichnis „quickbackup“. Der Pfad lautet also „/media/a/USB_STICK/quickbackup“ und muss auf die eigenen Gegebenheiten angepasst werden. Damit das Skript einfach gehalten werden kann, wird vorausgesetzt, dass das Speichermedium bereits eingesteckt wurde.

Gesammelt werden die Action-Skripte in einem Ordner „Actions“. Sofern noch nicht vorhanden, wird dieser angelegt:

mkdir -p ~/.local/share/nemo/actions

Die Skripte erhalten diesmal die Datei-Erweiterung „*.nemo_action“. Es wird für unser Vorhaben eine Textdatei mit dem Namen „qbackup.nemo_action“ angelegt:

nano ~/.local/share/nemo/actions/qbackup.nemo_action

Inhalt der Skript-Datei:

[Nemo Action]
Name=Quick Backup
Comment=Kopiere ausgewählte Dateien zum USB-Stick
Exec=cp -r %F /media/a/USB_STICK/quickbackup
Icon-Name=gtk-save
Selection=notnone
Extensions=any

Speichern und Berechtigung setzen:

chmod 644 ~/.local/share/nemo/actions/qbackup.nemo_action

Eventuell zusätzlich:

chown $USER:$USER ~/.local/share/nemo/actions/qbackup.nemo_action

Nemo neu starten:

nemo -q && nemo

Eventuell noch in den Nemo Einstellungen aktivieren. Bei meinen Tests erschienen die neuen Menüpunkte nicht immer sofort, gelegentlich erst nach Neustart des PCs oder Aufruf einiger Verzeichnisse. Danach blieben sie aber dauerhaft eingeblendet.

Der neue Menüpunkt „Quick Backup“ erscheint nun auf der ersten Ebene im Kontextmenü und hat auch ein kleines Icon erhalten. Führt man ihn erneut mit den gleichen Dateien aus, so wird die erste Version auf dem Stick mit der aktuellen Version überschrieben, was für solche schnellen Vorgänge sinnvoll sein kann.

Ergänzung: Auf Mastodon hat mich „goebbe“ auf die Webseite mit fertigen Aktionen hingewiesen (auch zu finden unter System Settings/Einstellungen/Aktionen).

Mehrere Dateien umbenennen

Bulky – nur Grundfunktionen

Ein einfacher „Massen-Umbenenner“ ist bereits in Nemo eingebaut: bulky. Einfach Dateien markieren und im Kontextmenü „umbenennen“ auswählen. Sieht gut aus, bietet aber nur einige Grundfunktionen:

Thunar-Modul integrieren

Der XFCE-Dateimanager „Thunar“ bietet eine deutlich stärkere Umbenennungsfunktion. Die einfachste Methode wäre: 1. Thunar zusätzlich installieren und 2. bei Bedarf Thunar statt Memo aufrufen. Aber wir wollen hier ja möglichst elegante Lösungen aufnehmen 🙂 Ganz frech „borgen“ wir uns daher das Thunar-Modul und stecken es in Nemo rein. Das ist in zwei Minuten erledigt und danach wird eine umfangreichere Maske in Nemo aufgerufen. So kann etwa ein Datum vorangestellt werden …

… oder eine Ziffernfolge …

… oder man entfernt störende Buchstaben im Dateinamen:

Gerade für Fotos lässt sich damit noch mehr machen. Vielleicht gehe ich darauf noch näher in einem der nächsten Artikel – Fotomanagement mit Linux Mint – noch näher ein.

Installation

Im ersten Schritt wird Thunar mit einer einfachen Zeile installiert:

sudo apt install thunar

Nemo öffnen, Einstellungen/Verhalten – ganz nach unten scrollen. Das Wort „bulky“ ersetzen mit

thunar --bulk-rename

Nemo vollständig schließen und neu starten. Danach sollte das Thunar-Modul statt bulky eingeblendet werden (Kontestmenü „umbenennen“ oder „F2“).

Tipps und Tricks

Jetzt noch ein paar kleinere Funktionen, die nützlich für den täglichen Umgang mit unserem Dateimanager sind.

Liste der letzten Verzeichnisse

Für Dateien gibt es in der Seitenleiste dem Punkt „Kürzlich“. Damit erhält man eine Liste jener Files, mit denen man in der letzten Zeit gearbeitet hat. Wenn man mit der rechten Maustaste auf den Pfeil links oben in der Leiste mit Icons klickt, erhält man eine ähnliche Liste der letzten Ordnern, die man aufgerufen hat:

Ebene wechseln

Eigentlich kann man mit dem Pfeilchen in der Menüleiste oder per Klick auf einen Breadcrumb-Button leicht in das übergeordnete Verzeichnis springen. Ich wende gerne eine dritte Möglichkeit an: Einfach in einen „leeren“ Bereich in einem Verzeichnis doppelklicken. Aktivieren kann man diese Funktion mit einem Häkchen unter Bearbeiten/Einstellungen/Verhalten:

Dateivorschau/Quick-View

Oft möchte man nur einen kurzen Blick in eine Datei werfen, ohne die dazugehörige Anwendung öffnen zu müssen. Das klappt ganz einfach per Leertaste

Es werden eine Reihe unterschiedlicher Dateiformate erkannt: Bilder, Audio-Dateien, Dokumente aus Textverarbeitungen, PDF usw. Man kann durch die Vorschau scrollen. Drückt man die Leertaste abermals, so verschwindet die Vorschau. Falls nichts passiert, so kann die Preview-Funktion leicht nachgerüstet werden:

sudo apt install nemo-preview

Medieninhalte erkennen

Sofern in den Einstellungen/Verhalten/Handhabung von Datenträgern die Option „Medieninhalt erkennen und Anwendung zum Öffnen vorschlagen“ aktiviert ist, erscheint oben ein grünes Banner mit einer passenden Programmauswahl. Vorgeschlagen wird jene Anwendung, die als Standard für den Medientyp eingestellt ist. Im Beispiel wird „Rapid-Photo-Downloader“ eingeblendet, sobald eine SD-Karte aus der Kamera eingesteckt wird:

Ausblick

Schwerpunkt der dritten Nemo-Folge werden die Verbindungsmöglichkeiten zu Netzwerk, Cloud, Servern, NAS-Geräten usw. sein. Auch in diesem Punkt hat Nemo deutlich mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermutet.

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