Mehr machen mit Linux Mint. Teil 6: Dateimanager Nemo – total vernetzt

Eine große Stärke aller Linux-Systeme sind die eingebauten Möglichkeiten, Daten und Dokumente sehr einfach mit anderen Geräten oder Systemen austauschen zu können. Im einfachsten Fall kann das der Weg zwischen Linux-Computer, Windows-Notebook und Android-Smartphone sein. Aber auch der Zugriff auf Speichermedien wie beispielsweise einer Backup-Festplatte im Heimnetz oder einem NAS ist recht unkompliziert möglich. Und natürlich der Zugang zu entfernten Rechnern im Büro, auf dem Homepage-Servers eines Hosters oder zu Cloud-Diensten ist kein Problem. Mehr noch: All diese Speicherorte lassen sich in Nemo verknüpfen. Beispielsweise könnte ich per Dokumentenscanner auf eine Synology-NAS speichern und von dort – direkt über Nemo – das Ergebnis in eine Nextcloud schieben. Oder ich lege einen Austausch-Ordner zwischen meinem Windows-Notebook und meinem Linux-PC an und speichere gleichzeitig auf eine USB-Festplatte, die ich an einem Raspberry Pi angeschlossen habe. Das klingt jetzt vielleicht auf den ersten Blick kompliziert, aber wir werden gleich sehen, dass insbesondere der Dateimanager Nemo die Einrichtung solcher Vorgänge sehr erleichtert.

Beispiel: Zugriff auf Server für die eigene Homepage

Ich dachte mir, es ist gut, direkt mit einem konkreten Beispiel einzusteigen. Nehmen wir an, es wird eine Homepage bei einem der üblichen Webhoster betrieben. Mit der Anmeldung bei diesem Hoster erhält man in der Regel die Daten für einen FTP-Zugang. Ein Programm, das sehr bekannt ist, um Daten auf den Webserver zu übertragen, ist Filezilla. Habe auch ich wohl an die 20 Jahre unter Windows benutzt. Nun, unter Linux-Mint kann man sich ein solches Tool sparen – alles, was man benötigt, ist bereits im Dateimanager eingebaut. Unter dem Nemo-Menüpunkt Datei/Mit Server verbinden findet sich gleich ein ganzes Bündel an Zugangsmöglichkeiten.

Im Moment interessiert uns aber nur der FTP-Zugang. Da heute meist statt „pur“ FTP das abgesicherte Protokoll SFTP verwendet wird, klicken wir auf „SSH“ und erhalten so die gewohnte Eingabemaske für den Zugang zu unserer Homepage:

Die geteilte Anzeige (F3) ist bei der Arbeit auf entfernten Geräten besonders nützlich. So hat man die lokalen Dateien und den Datenbestand des Remote-Rechners gleichzeitig im Blick und kann die gewünschten Dateien rasch kopieren oder verschieben.

Das kann sich insbesondere bei der Übertragung großer Datenmengen als nützlich erweisen. Wenn man etwa als Fotograf eine Portfolio-Seite im Netz hat und häufig neue Fotos einstellt oder aktualisiert, so kann man dies über Nemo sehr einfach erledigen.

Oft funktioniert auch die nahtlose Anzeige von Dokumenten, die sich auf dem Server befinden. (Im Hintergrund erfolgt dafür zwar kurz ein Download der betreffenden Datei, aber das bekommt man bei kleineren Übertragungen als Nutzer kaum mit.)

Die Bedeutung von Lesezeichen

Gerade bei den Verbindungen zu Servern/entfernten Computern zeigt sich die Stärke der Lesezeichenverwaltung. Denn IP-Nummern oder Serveradressen tippt man ungern ein. Auch kann man so bei Nicht-Benutzung einfach den Netzwerkordner aushängen und zu einem späteren Zeitpunkt per Lesezeichen rasch wieder einhängen/mounten.

Oder man legt Kombinationen von Lesezeichen an, so dass man beide Ordner – lokales Verzeichnis und Server-Verzeichnis – mit jeweils einem Klick in Filemanager öffnen kann, ohne sich lange durch Verzeichnisse hangeln zu müssen.

Oka, das war jetzt mal das grundsätzliche Vorgehen, das man auch für Verbindungen zu anderen Computern im Heimnetzwerk nutzen kann. Dafür nimmt man aber in der Regel nicht FTP, so dass wir uns die entsprechenden Protokolle etwas näher anschauen.

Samba & Co. – verständlich erklärt

Wer den Einzelplatz-Rechner unter Windows gewohnt ist, kann sich oft unter den Kürzeln der Übertragunsprotokolle nicht viel vorstellen. Ich möchte hier keine technische Beschreibung bringen, die nur ermüdet. Ich finde die Frage interessanter, was man sich unter den Protokollen vorstellen kann, für welchen Zweck sie nützlich sind:

  • SFTP/FTP: Darauf wurde im Abschnitt zuvor bereits eingegangen. Wird in der Regel für die Übertragung von Dateien von/zu einem Server genutzt. Anwendungsbeispiel: Homepage.
  • SSH: Kann man sich als direktes Arbeiten auf einem Server (Homeserver/Webserver) vorstellen. Kann auch zur Übertragung von Dateien genutzt werden. Dient in erster Linie dazu, in einem Terminal-Fenster auf dem entfernten Rechner Aktionen auszulösen, etwa die Installation eines Programms. Bein einem Raspberry Pi ist SSH meist bereits aktiviert. Anwendungsbeispiel: Homeserver.
  • Samba: In der Nemo-Auswahl-Liste von Servern taucht der Begriff „Windows-Freigabe“ auf. Gemeint ist damit das Samba-Protokoll, das von Windows genutzt wird. Linux-Systeme können damit auch umgehen (Einzelheiten weiter unten). Damit kann man etwa einen Windows-Ordner für den Zugriff von Seiten des Linux-Mint-Rechners freigeben. Oder umgekehrt einen Linux-Ordner in den Explorer von Windows als Netzwerk-Laufwerk aufnehmen. Wenn man also etwa ein Windows-Notebook benutzt und einen Linux-PC, so kann man gemeinsame Ordner definieren und so über beide Geräte hinweg Dateien einfach verschieben.
  • NFS: Wenn man Linux-Rechner miteinander verbinden möchte, so bietet sicher eher NFS an (mit Samba wäre es auch möglich, aber Samba ist halt eher solala). NAS-Systeme wie QNAP, Synology usw. stellen bevorzugt für die Freigabe von Ordnern NFS zur Verfügung.
  • WebDAV: WebDAV biet sich für Cloud-Dienste an. So verfügt etwa jede Nextcloud über einen WebDAV-Link. Hängt man mit diesem Link eine Nextcloud ein, so kann man alle Ordner und Dateien in der Cloud sehen – aber es landen keine Dateien auf dem lokalen Speicher und nehmen somit auch keinen Platz weg. Erst bei einem Zugriff auf ein Dokument geschieht der Download. WebDAV ist nützlich, wenn man seine Nextcloud beispielsweise bei einem Hoster wie Hetzner gemietet hat und über keinen SSH-Zugang verfügt.

Das mag als kurzer Überblick genügen. Leute aus der IT würden da sicher noch viele Anmerkungen unterbringen und vielleicht sagen, dass ich das zu sehr vereinfache – aber, nun ja, ich schreibe ja für Anwender, die eher aus einer anderen Ecke kommen …

Es kann nicht schaden, sich eine Vorstellung von diesen Protokollen zu machen, da sie an verschiedenen Stellen auftauchen. Wenn man sich beispielsweise einen Dokumentenscanner für Paperless-ngx zulegt, so tauchen diese Begriffe oft im Display als Auswahlmöglichkeit auf.

Integration Smartphone

Auf das Thema Smartphone und Linux werde ich in einem späteren Artikel noch ausführlicher eingehen. Hier nur zwei kurze Beispiele. Sogar auf dem Smartphone spielen die Protokolle eine Rolle – denn Samba-Verzeichnisse lassen sich z. B. direkt in die native Dateien-App von iOS einhängen – andere Apps greifen via WebDAV auf Informationen zu. (Android hat da noch mehr Möglichkeiten, aber ich nutze hauptsächlich ein iPhone, daher stammen meine Beispiele aus diesem Kosmos.)

In der iPhone-App „Dateien“ kann über „Mit Server verbinden“ (rechts oben die drei Punkte) eine IP zu einem freigegebenen Samba-Ordner eingetragen werden. Der Link beginnt in diesem Fall mit „smb://“:

Bei der sehr guten App PhotoSync (iOS, Android) sind gleich eine ganze Anzahl der erwähnten Protokolle zu finden. Gleich, ob man etwa PhotoPrism auf seinem Raspberry Pi installiert hat, Bilder an einen Linux-Rechner übertragen möchte oder ein Foto-Backup auf einer Cloud erzeugen möchte – alle Möglichkeiten sind gegeben.

Ordner unter Linux-Mint freigeben

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ordner von Linux-Mint für andere Geräte freizugeben. Wir greifen hier mal das Beispiel zu einem Windows-Gerät auf, weil diese Kombination in der Praxis häufig zu finden sein wir. Eigentlich genügt 1 Klick für die Freigabe eines Ordners – allerdings muss diese Art der Freigabe zuvor 1 x eingerichtet werden. Das sind ein paar Klicks mehr – aber danach hat man ja seine Ruhe.

Ersteinrichtung für Freigaben unter Linux Mint

Sofern bisher Samba noch nicht benutzt wurde, wird es kurz über einen Terminal-Befehl installiert:

sudo apt-get update
sudo apt-get install samba

Und da wir nun schon mal im Terminal sind, legen wir auch gleich ein Passwort für die Samba-Benutzung an. Samba nutzt einen eigenen Passwortspeicher. Man kann sein gewohntes Passwort verwenden, eine Nummer sicherer wäre ein neues Passwort. Das muss man sich merken, denn es wird benötigt, wenn andere Geräte auf den später freigegebenen Ordner zugreifen wollen:

sudo smbpasswd -a $BENUTZERNAME
sudo smbpasswd -a Udo (falls das unser Nutzername ist)

Nach diesem Befehl wird zuerst das gewohnte Passwort abgefragt, damit man überhaupt ein Samba-Passwort anlegen kann. Dann kommt: „New SMB password:“ – hier nun das gleiche PW verwenden oder ein zusätzliches (sollte man es einmal vergessen, dann mit dem gleichen Befehl ein neues PW anlegen).

Zurück in Nemo im home-Verzeichnis [1] mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle klicken und im Kontextmenü „Eigenschaften“ wählen.

Jetzt den Reiter „Zugriffsrechte“ [2] aktivieren und zu „Ordnerzugriff“ [3] gehen. Dort auswählen: „Dateien erstellen und löschen“ und „Zugriffsrechte … übertragen“ [4] und schließen.

Hinweis: Darauf achten, dass nicht eine Datei oder ein Ordner markiert ist. Das PopUp-Fenster muss die Überschrift tragen „Eigenschaften von Nutzername“.

Fertig. Wie gesagt, ab sofort ist alles eingerichtet und ab jetzt wird es recht einfach.

Beispielordner freigeben

Als Beispielordner wurde auf dem Linux-Mint-PC im Verzeichnis „Workshop“ ein Unterordner „Austausch mit Windows“ angelegt. Nur dieser – samt seinen Unterordnern – soll für Windows zur Verfügung gestellt werden. Daher ein Rechtsklick auf den Ordner und die Auswahl „Freigabeoptionen“ wählen.

Nun die Freigabe-Option aktivieren und einen Namen für die Freigabe vergeben. Dieser Name kann mit dem Ordnernamen identisch sein – man kann ihn aber auch ändern, es wird trotzdem der korrekte Ordner angesteuert. Im Beispiel wurde „Austausch mit Windows“ durch „zack“ ersetzt.

Unter Windows im Explorer dann ein Netzwerklaufwerk anlegen mit „\\[Linux-Mint-IP]\zack“, im Beispiel „\\192.168.178.141\zack“ plus Nutzername und Samba-Passwort:

Auf diese Weise können künftig in beide Richtungen Dateien ausgetauscht werden.

Auch Cloud-Dienste können in Nemo integriert werden. Darum kümmern wir uns im nächsten Artikel.

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