Readeck. „Später lesen“-Dienst mit Blitz-Installation

So etwas gefällt mir: Man kopiert eine kurze Befehlskette auf seinen Homeserver – und fünf Sekunden später funktioniert alles. Der Entwickler Oliver Meunier hat zudem sein Tool Readeck sehr schlank gehalten – läuft auf meinem kleinen Raspberry Pi 4 ausgesprochen flott.

Überblick

Readeck ist zunächst ein typischer „Read-it-later“-Dienst: Man übergibt mit einem Klick einen Link – und es entsteht eine Sammlung von Artikeln, die man zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe lesen möchte.

Gespeicherte Seiten können mit einer Vorschau eingeblendet werden. Alternativ ist auch eine kompakte Listendarstellung möglich:

Der eigentliche Artikel wird in einem lesefreundlichen Format dargestellt. Werbung und störende Elemente entfallen, so dass man sich ganz auf den Text konzentrieren kann:

Hell-dunkel-Design, Schriftart, Zeilenhöhe, Silbentrennung – alles lässt sich gemäß den eigenen Vorstellungen anpassen.

Besonderheiten

Speicherung von Artikeln hinter Bezahlschranken

Etliche Später-lesen-Anwendungen haben Probleme mit dem Speichern vollständiger Artikel, wenn diese nur über einen Account zugänglich sind. Oft werden dann nur die ersten Sätze gespeichert, da das Programm nicht über die notwendigen Zugangsdaten verfügt. Ein großer Pluspunkt von Readeck ist, dass die Anwendung den gesamten Artikel speichern kann, wenn man diesen über sein Nutzerkonto – z. B. bei einem Zeitungszugang – aufgerufen hat. Dies klappt aber nur, wenn man die Browsererweiterungen nutzt, die es für Readeck gibt.

Meta-Daten

Readeck erkennt die Metatags eines Artikels: Datum der Veröffentlichung, Autoren, URL usw. Auf Wunsch werden sogar Tags übernommen, sofern diese auf der Originalseite vorhanden sind. Die Lesezeit wird ebenfalls geschätzt.

Links im Artikel

Sofern der Artikel weiterführende Links enthält, werden diese ebenfalls in der Sidebar angezeigt. Diese Zusammenfassung ist recht nützlich: Man kann den Artikel „in einem Stück“ lesen und springt erst anschließend zu externen Seiten.

Markierungen

Die Markierungsmöglichkeiten sind einfach gehalten, erfüllen aber ihren Zweck. Markierte Passagen werden farblich unterlegt. Zugleich erscheint der Beginn eines Zitats in der Sidebar und dienst als Sprungmarke zum vollständigen Abschnitt.

Die Markierungen aus unterschiedlichen Artikeln werden in einer gemeinsamen Liste dargestellt.

PDF/Druck-Spaltensatz

Sehr hübsch sieht der Spaltensatz bei der Druck-Funktion bzw. PDF-Erstellung aus. Ideal für Weitergabe oder Archivierung mit vorangestellter Info-Tafel samt QR-Code.

Multi-User

Es können Account für weitere Nutzer angelegt werden. Prinzipiell könnte man ja das eigene Archiv im Heimnetzwerk zur Verfügung stellen. Da aber Familien-Mitglieder unterschiedliche Interessen haben, kann diese Trennung recht nützlich sein.

Unabhängig von den Accounts kann jeder auch Artikel teilen: Es wird zugleich ein QR-Code generiert. Der Link bleibt 24 Stunden lang gültig.

Filter und Sammlungen

An Suchkriterien und Filter ist kein Mangel – auch komplexe Abfragen lassen sich einrichten:

Die Filtersetzung hat dabei eine Doppelfunktion: Die Kriterien können zum Anlegen neuer Sammlungen dienen. Um ein simples Beispiel zu nehmen: Der Tag „Macron“ führt zunächst zu der üblichen Ergebnisliste. Nun kann dieses Muster aber auch als Sammlung aufgenommen werden. Erhält ein weiterer Artikel das Etikett „Macron“, so wird die Sammlung automatisch ergänzt.

Auf diese Weise lassen sich beliebig viele Sammlungen anlegen.

Bibliotheksschnittstellen und E-Reader

Der EPUB-Export wird die Besitzer von E-Reader-Geräten freuen. Dies gilt natürlich auch für alle Apps, die das EPUB-Format lesen können, z.B. „Bücher“ von Apple auf dem iPad. Wenn man möchte, so kann man die ganze Sammlung mit einem Klick exportieren und kann auf diese Weise den Lesestoff der vergangenen Woche bequem im Zug durchblättern, ohne eine Internetverbindung zu benötigen.

Import Omnivore, Wallabag, Instapaper usw.

Nebenbei: Bestehende Sammlungen lassen sich mit einem Klick aus anderen Diensten importieren. Allerdings sollte man sich das gut überlegen, da Dienste wie „Pocket“ oft Datenhalden sind, deren uralte Inhalte man ohnehin nicht mehr lesen wird. In diesen Fällen ist ein Neuanfang vielleicht ganz gut.

OPDS-Kataloge

Reader-Apps können in manchen Fällen mit einem offenen Bibliotheksformat umgehen: OPDS. Readeck stellt dieses Format für die Sammlungen zur Verfügung – so kann man quasi auf seine „eigene Bibliothek“ über die entsprechende App zugreifen. In meinem Fall wäre der Link „http://192.168.178.64:8009/opds“ einzutragen. Wer diese Schnittstelle nutzt, der findet weitere Einzelheiten in der Readeck-Dokumentation.

Mobile Ansicht

Man benötigt das alles aber nicht unbedingt. Die mobile Ansicht und Bedienung ist gelungen – via VPN auch von unterwegs ausgesprochen flott abzurufen.

Installation

Readeck lässt sich sehr leicht via Docker installieren. Bei meinem Raspberry Pi hatte ich folgenden Code ins Terminal kopiert (Docker ist bei mir wegen Paperless-ngx ohnehin überall installiert):

docker run -d \
--name readeck \
-p 8009:8000 \
-v /docker/readeck:/readeck \
--restart unless-stopped \
codeberg.org/readeck/readeck:latest

Ich verwende Port 8009, um Überschneidungen mit anderen Anwendungen zu vermeiden. Aufgerufen wird Readeck anschließend einfach via „http://[IP-Homeserver]:8009. Dann noch kurz den Admin-Account anlegen, Sprache einstellen, Browser-Erweiterungen installieren – und schon kann mit dem Speichern von Webinhalten begonnen werden.

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