TimeTagger – Zeiterfassung ohne Stress
Für die Erfassung des Zeitaufwands gibt es zahlreiche Anwendungen, die für die Anwendung im privaten Bereich oft überdimensioniert sind: Pausen, Stundensätze, Wochenendzuschläge, Kundenaufträge, Abrechnungen usw. TimeTagger konzentriert sich auf die Kernaufgabe – und setzt die Erfassung recht pfiffig um.
Inhalt
Überblick
Wieviel Zeit verschlingt eine Aufgabe oder ein Projekt? Man verschätzt sich oft, in der gedanklichen Vorwegnahme sieht alles so einfach aus. Und dann hapert es gerade bei der Einleitung zu einer Examensarbeit, die Projektskizze benötigt doch mehr Recherche, die Umsetzung der eigenen Homepage dauert und dauert. Dazu gibt es bei größeren Vorhaben Abschnitte, die man nicht alle im Blick behalten kann. TimeTagger hilft mit einer einfachen Methode, den Überblick zu bewahren: Aufgaben oder Vorgänge erhalten beliebige Kombinationen von Stichwörtern. Diese Tags dienen später als Filter, so dass auch über einen längeren Zeitraum und bei einer größeren Anzahl von Projekten mit wenigen Klicks die gewünschte Kombination gebildet werden kann. Da es sich um eine Anwendung handelt, die auf einem kleinen Raspberry Pi, einem Homeserver oder einer NAS läuft, kann man mit allen Geräten über jeden Browser darauf zugreifen.
Zeiterfassung
Mit einem Klick auf „Record“ wird der Vorgang gestartet. Überschrift plus Schlagwörter mit „#“ genügt. Gut ist: Jederzeit kann man den erfassten Zeitraum anpassen. Wenn man also einmal den Start oder das Beenden vergisst, so kann man dies nachträglich ergänzen – kürzen, erweitern, verschieben, Überschriften anpassen usw.
Presets
Simpel aber nützlich: Man kann Bündel von Schlagwörtern als Vorlagen speichern, um sie später verschiedenen Aufgaben zuzuordnen. Damit erhält man für Filter- und Suchvorgänge eine einheitliche Struktur.
Zeitleiste und Schlagwort-Bereich
Der Bildschirm zeigt links die Timeline [1] des Tages bzw. eine Kalenderansicht, wenn man mehrere Tage auswählt. Rechts werden die Schlagwörter [2] aufgeführt einschließlich der Zeit-Summe für den ausgewählten Zeitabschnitt. Wenn ich heute also nur die Zeit für die Aufgabe „Blogartikel zu TimeTagger“ zeitlich erfasst habe, so erhalte ich folgende Ansicht:
Einen in der Timeline aufgeführten Task kann ich per Klick bearbeiten. Alternativ kann ich die Zeitpunkte an der linken „Spitze“ auch mit der Maus auseinanderziehen bzw. die gesamte Aufgabe verschieben.
Ein Tag mit mehreren Aufgaben kann so aussehen:
Man sieht hier auch den Vorteil der rechten Schlagwortbox: Auf einen Blick wird die Summe aller Tätigkeiten aufgeführt, zugleich kann man aber auch den Zeitraum für jeden einzelnen Task ersehen. Ebenso kann man die Dauer für ein bestimmtes Schlagwort – etwa einen Kunden, eine Klausurvorbereitung für Fach XY usw. – einsehen. Entweder, indem man mit der Maus über das Schlagwort fährt oder es anklickt.
In obigem Beispiel habe ich auf den „Kunden“ gnulinux geklickt. Sofort werden die anderen Tasks ausgegraut, ich erhalte eine Aufstellung der Tätigkeiten für gnulinux und die entsprechende Addition der Zeiten. Dieses Verfahren ist flexibler aus die übliche Aufteilung in „Projekte plus Aufgaben“.
Größere Zeiträume
Es lassen sich Zeiträume wie „letzte Woche“, „dieses Quartal“ usw. mit einem Klick auswählen. Es können aber auch beliebig andere Abschnitte ausgewählt werden, z. B. 12.02.2025 bis 15.03.2025. Schlagwörter und Additionen der erfassten Zeiten passen sich im rechten Block umgehend an.
Werden Schlagwörter oder Schlagwort-Kombinationen ausgewählt, so passt sich umgekehrt die Kalenderansicht an:
So kann ich im abgebildeten Beispiel sofort erkennen, dass ich an Blog-Artikeln am Mittwoch und Samstag gearbeitet habe, um Mittwoch sogar besonders lange. Will ich genauer wissen, für welchem Blog-Artikel ich am Montag besonders lange gearbeitet habe, so genügt ein Klick in diesen Kalenderbereich und ich erfahre, dass es um das Thema „Fotomanagement“ ging:
Zielvorgaben
Für manche Vorhaben ist es gut, wenn man sich Ziele setzt. Vielleicht nehme ich mir vor, für eine wichtige Klausur jeden Tag 2 Stunden zu lernen oder jeden Tag 4 Stunden an meinem neuen Bestseller zu arbeiten. Mit Zeit-Zielen erhalte ich einen kleinen Stupser, der mich vielleicht vor dem „Hinausschieben“ bewahrt. Die entsprechende Funktion ist allerdings etwas versteckt: Wenn man ein Schlagwort anklickt, so erscheint ein kleines Etiketten-Schild:
Damit erhalte ich ein Auswahlmenü für die Zielvorgaben:
Es sind zwar nur Stunden aufgeführt, aber mit Angaben wie „0.5“ lassen sich auch kleinere Zeiteinheiten definieren. Nach einer solche Vorgabe erhält man an verschiedenen Stellen eine anzeige, wieviel Zeit für die Erreichung des Ziels noch fehlt oder mit wieviel Prozent man sein Ziel schon überschritten hat.
Auch einen Pomodoro-Timer gibt es, der ebenfalls zur Motivationssteigerung dienen kann.
Reports und Berichte
Alles wirklich gut und durchdacht aufbereitet. Aber bei allen Anwendungen für eine Zeiterfassung finde ich Export-Möglichkeiten und Report-Darstellungen besonders wichtig. Sonst bleiben alle Daten isoliert in einem Tool. Nun, auch hier kann sich TimeTagger sehen lassen.
Alle gesetzten Filter nach Zeiträumen oder Schlagwörtern wirken sich auf die Report-Darstellung aus. Im einfachsten Fall klickt man auf den PDF-Button – und schon erhält man eine hübsch formatierte Tabelle. Mit „Copy table“ wird der Inhalt in die Zwischenablage kopiert – ideal, wenn man gerne mit Markdown-Dateien arbeitet. Weiterhin gibt es einen CSV-Export, falls man gerne mit Excel oder ähnlichen Programmen arbeitet.
Auf diese Weise lassen sich auch Schaubilder, Balken-/Torten-Diagramme usw. anfertigen. Oder man nimmt die Tabelle als Grundlage zur Rechnungserstellung oder einfach als Dokument für ein Projekt.
Mobile Ansicht und Fazit
Die Verwendung eines Smartphones, um rasch eine Erfassung zu starten, ist wichtig. Das kleine Projekt wäre mit der zusätzlichen Herausforderung, eigene Apps zu programmieren, wahrscheinlich etwas überfordert. Aber: Die mobile Ansicht, die man sich auf seinen Homescreen legen kann, ist wirklich gut. Alle Funktionen sind vorhanden, es bleibt übersichtlich, alles ist per Fingertipp gut erreichbar.
Zusammen mit einer VPN-Verbindung, die ich bereits in der Reihe zu Paperless-ngx näher erklärt habe, kann man auf diese Weise auch während der Zugfahrt oder bei einer Besprechung leicht die Zeit erfassen.
Aus meiner Sicht ein wirklich gelungenes Projekt. Vor allem gefällt mir, dass alles sehr „smooth“ zoomt, man sofort die Auswahl angezeigt bekommt und sehr leicht Berichte generieren kann. Dazu gibt es noch eine kleine Serie an YouTube-Videos plus ein Guide, der kompakt aber gut aufbereitet ist.