LosslessCut. Blitzschnell Videos bearbeiten. (Win, Mac, Linux)
Ein Urlaubsvideo kürzen? Clips für das Jubiläum erzeugen? Teile aus einem Video entfernen? Meist lohnt sich für diese kleinen Alltagsaufgaben nicht in die Einarbeitung in ein ausgewachsenes Videoschnittprogramm. Mit dem kostenlosen Tool LosslessCut hat man alle Tools per Mausklick parat samt einer aufgeräumten Oberfläche. Und: Es ist in der Geschwindigkeit den großen Brüdern meist überlegen, da es ohne zeitraubendes Rendering funktioniert. LosslessCut funktioniert unter Windows, MacOS und Linux – sogar auf einem Raspberry Pi lässt es sich installieren.
Inhalt
Die beiden Oberflächen von LosslessCut
Für Minimalisten: Oberfläche Nr. 1
Das Programm startet mit Minimal-Oberfläche, die zunächst nur wenige Buttons aufweist: Video-Auswahl, Zeitstrahl, Schnitt-Anfang und Schnittende, eine Sidebar für Clips. Ideal für den kleinen Videoschnitt zwischendurch: Video laden, gewünschte Stellen markieren, Clips exportieren – alles ist in wenigen Sekunden erledigt.
Auch das Drehen der Videoansicht oder der Export einzelner Bilder ist bereits in dieser Ansicht machbar. Dazu werden hilfreiche Erläuterungen eingeblendet. Nach wenigen Minuten sollte man mit der Bedienung klar kommen, ohne große Anleitungen lesen zu müssen.
Wer mehr möchte: Oberfläche Nr. 2
Mit der Option „erweiterte Ansicht“ erhält man zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten. Aber alles bleibt im Bereich des einfachen Videoschnitts – also nichts mit Glitzereffekten, raffinierten Animationen und Trallala, was man dann doch meist nicht nutzt und die Angelegenheit unnötig aufblähen würde.
Hier kann man nun auch Tonspur, Keyframes, Thumbnails usw. einblenden. Auch für die markierten Clips in der Sidebar gibt es Optionen wie das Vergeben von Namen, Tags usw.
Durchdacht sind auch die Zoomfunktionen, die man via Menü oder per Mausrad (zusammen mit der STRG-Taste) justieren kann. So kann man bis runter zum einzelnen Frame punktegenau die Stellen treffen, die man markieren möchte.
Das Clip-Prinzip
Marker setzen
Für den Beginn und das Ende einer Markierung stehen die beiden Finger-Symbole. Man geht in der Zeitleiste zum gewünschten Zeitpunkt und klickt auf den entsprechenden Button. Damit wird ein Bereich markiert und zugleich rechts in der Seitenleiste als Clip abgelegt.
Diese Clips in der Seitenleiste dienen zugleich als „Sprungmarken“, können mit zusätzlichen Informationen angereichert werden (Überschriften, Schlagwörter) und verschoben werden.
Solange ein Clip in der Zeitleiste markiert ist, kann er ganz leicht gekürzt oder erweitert werden: Der Cursor wird an die neue Stelle geklickt und der gewünschte Zeigefinger-Button betätigt.
Clip-Export
Ist man mit der Clip-Auswahl, Zusammenstellung und Reihenfolge zufrieden, so kann der Export beginnen. Auf Wunsch wird zunächst eine Seite mit weiteren Optionen angezeigt:
Die Clips können einzeln abgespeichert oder miteinander verbunden werden. Interessant ist auch die Option „Segmente zu Kapiteln“:
In diesem Fall bleibt das Original-Video vollständig bestehen, es erhält aber Kapitelmarken mit den Namen der Clips, die sich in anderen Playern – hier VLC – anzeigen lassen:
Weiterhin können die Clips in eine Vielzahl von Formaten exportiert werden:
Die beiden Schlüssel-Symbole stehen für den Sprung zum vorherigen bzw. nächsten „Keyframe“. Für die meisten Anwender ist der Begriff nicht so wichtig, aber mal in Stichpunkten: Diese Keyframes sind für eine verlustfreie Verarbeitung besonders wichtig, da nur sie die vollständigen Bildinformationen beinhalten.
Yin und Yang: Der umgekehrte Schnitt
Das bisher beschriebene Vorgehen ist nützlich für eine Neugestaltung eines Videos oder für eine eingehendere Bearbeitung. Aber ich hatte zu Beginn ja einen „blitzschnellen“ Schnitt versprochen. Hier kommt das kleine Yin-Yang-Symbol ins Spiel, das in der erweiterten Ansicht auftaucht:
In vielen Fällen ist man mit dem Ausgangsvideo ja ganz zufrieden und möchte kein ganz neues Video erstellen. Lediglich am Anfang soll was weg – Onkel Egon war wieder zu langsam, bis er richtig stand – oder in der Mitte was entfernt werden – Badeanzug von Tante Erika ist verrutscht usw. Wenn man nun das genannte Symbol aktiviert, so werden genau diese Markierungen/Clips entfernt – der Rest bleibt (wobei man den Clip von Tante Erika vielleicht als Outtake speichert – sie wird im kommenden Jahr 50, dann hat man schon mal Material 😉 ). Dieses Verfahren ist sehr einfach und nützlich, so dass man es oft im Alltag verwenden kann.
Damit man auf die Teile aufmerksam wird, die jeweils gelöscht werden, sind auf der Zeitachse Speicher- und Mülleimer-Symbole zu sehen, die ihren Platz tauschen, wenn man den Modus wechselt:
Und noch mehr …
Einzelbild und „Zwischen-Player“
Standbilder lassen sich mit einem Klick auf die Kamera speichern. Im Unterschied zu Screenshots bleibt dabei die Auflösung vollständig erhalten. Dabei kann man das Wunschformat wählen: JPEG, PNG oder WEBP:
Gleich daneben gibt es einen Player-Button. Der spielt die bislang angefertigten Clips ab, so dass man rasch ein Bild erhält, ob die Markierungen vollständig sind.
Geschwindigkeit anpassen
Die Abspielgeschwindigkeit lässt sich – verlustfrei – durch eine Änderung der FPS (frames per second) ändern.
Audio-Spuren
Links oben ist ein Button mit „Spuren“ zu sehen. Beim Klick darauf erhält man folgende Ansicht:
Man kann also den Video-Ton z. B. in einem Audio-Datei (aac) exportieren oder Musik hinzufügen usw.
Thumbnails und Keyframes
Eine Besonderheit innerhalb eines Videos bilden die sogenannten „Keyframes“. Nur diese enthalten alle Informationen, die für eine korrekte und vollständige Videodarstellung notwendig sind (dazwischen gibt es Bereiche, die nur unvollständige Informationen aufweisen). LosslessCut identifiziert diese Keyframes automatisch und zeigt die Schlüssel-Icons an, mit denen man zu diesen Frames springen kann. Auch die erzeugten Thumbnails richten sich danach:
Tastatur, Trackpad, Maus
Die Einstellungsmöglichkeiten sind ausgesprochen umfangreich und enthalten viele Optionen, die für Anwender nützlich sind, die oft mit LosslessCut Videos bearbeiten möchten. Das reicht von der Empfindlichkeit für Mausrad oder Trackpad bis zur individuellen Tastaturbelegung für fast jede Option, die man sich denken kann:
Zahlreiche weitere Optionen werden im Horizontalmenü geboten. Dort werden auch alle aktuellen Belegungen der Tastatur angezeigt, Tools eingeblendet für Segmente und Szenen usw. usw.
Projektdateien
LosslessCut erzeugt Projektdateien, die alle Schnitt-Informationen bewahren – ähnlich, wie man das von Audacity kennt. Man kann also zu jeder Zeit seine Arbeit unterbrechen und erhält beim nächsten Aufruf alle Änderungen, Marken usw. angezeigt. Während der Bearbeitung eines Videos erfolgen automatische Speichervorgänge.
Es lohnt sich auch ein Blick in den Menüpunkt „Projekt exportieren“: CSV-Dateien mit Informationen können beispielsweise erzeugt werden – oder Startzeiten als YouTube-Kapitel:
Fazit
LosslessCut ist aus meiner Sicht ein außergewöhnlich gutes Tool für eine flotte Videobearbeitung. Dazu ist es kostenlos, wenn man die aktuelle Version von der GitHub-Seite lädt. Wer den Entwicklern etwas zukommen lassen möchte, der kann die kostenpflichtige Appstore-Version laden, die unterscheidet sich aber nicht von der GitHub-Variante.
Hier ein Video, das die genannten Basics (an einer älteren Version des Programms) illustriert:
Ein Kommentar
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