Fritzbox mit NAS-Funktion besser nutzen

Vor einiger Zeit erhielt ich eine Anfrage aus meinem Bekanntenkreis: Jemand wollte gerne unterwegs auf seinen Datenbestand zu Hause zugreifen können. Kein Thema, dachte ich zunächst, kleiner Homerserver wie ein Raspberry Pi oder einfach eine Nextcloud bei einem deutschen Hoster. Und fertig. Aber im Gespräch stellte sich heraus, dass es eine Reihe von Anforderungen gab:

  • Keine Cloud. Die Daten sollten nur zu Hause gespeichert werden.
  • Kein Homeserver, da die Kenntnisse zur Einrichtung und Pflege fehlten.
  • Direkte Bearbeitung der Dateien, also keine „Hin-und-her-Kopiererei“.
  • Problemloser Zugriff von Orten außer Haus, da man viel unterwegs ist. Auch in diesem Fall möglichst direkte Bearbeitungsmöglichkeiten.
  • Dateien/Ordner sollten möglichst einfach anderen zur Verfügung gestellt werden können (begrenzter Personenkreis).
  • Bonuspunkte: 24/7-Verfügbarkeit ohne hohen Stromverbrauch, Upload-Möglichkeiten für andere.

Tja, da musste ich länger überlegen … Schließlich haben wir uns für die NAS-Funktion der Fritzbox entschieden, da damit alle genannten Anforderungen erfüllt werden konnten. Dabei kamen einige Möglichkeiten zum Vorschein, die man dem kleinen System gar nicht zutraut.

Als Beispielmodell verwende ich in diesem Artikel die Fritzbox 7530.

Die Basics

Für die Fritzbox-NAS-Einrichtung sollten einige Stichpunkte genügen, da die Eingabemasken leicht verständlich sind und der Hersteller dazu recht gute Hilfeseiten eingerichtet hat. Interessanter sind jene Punkte, die man leicht übersieht. Das Verwaltungsprogramm ruft man einfach durch die Eingabe „fritz.box“ im Browser auf.

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Speicher und Green Mode

Die Fritzbox-Modelle der letzten Jahre wurden mit USB 3 ausgeliefert, wodurch die Stromversorgung für USB-Sticks und USB-SSDs ausreichend sein sollte. Auch SD-Karten mit einem simplen USB-Adapter können verwendet werden. Schließt man größere Speicher oder USB-Festplatten kann, kann es sein, dass man diese zusätzlich mit Strom versorgen muss. Das sollte in der Praxis kein Problem sein, da man einen Energiesparmodus einrichten kann. Sogar der USB-Stecker lässt sich in einem „Green Mode“ betreiben:

Sehr gute Geschwindigkeiten erzielt man nach meiner Erfahrung mit hochwertigen USB-Sticks (auf die Schreibgeschwindigkeit achten, meist wird nur die Lesegeschwindigkeit angegeben, weil die so schön „schnell“ klingt). Daher würde ich in der Praxis dem Power Mode den Vorzug geben. Das Dateisystem spielt keine Rolle – NTFS, FAT/FAT32, ext2/3/4, neuere Modelle lesen sogar exFAT.

Der NAS-Bereich

Mit dem Menüpunkt „FritzNAS“ (rechts oben) gelangt man in den entsprechenden Bereich. Man kann sich aber auch den direkten Link als Lesezeichen setzen: „fritz.box/nas“. Die Darstellung entspricht dem, was man von einem Dateimanager kennt. Prinzipiell kann man über dieses Webfrontend alle Dateioperationen durchführen, auf einen eleganteren Weg komme ich gleich noch zu sprechen.

Bei den zwei markierten Dateien ist zusätzlich das bekannte Teilen-Symbol zu sehen. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Benutzermanagement: Beispiel Familien-NAS

Unter System/Fritzbox-Benutzer kann man anlegen, wer einen NAS-Zugang erhalten soll. Als Fritzbox-Hauptnutzer hat man automatisch Zugang zu allen Verzeichnissen, aber es ist ratsam, einen gesonderten Nutzer für das NAS „pur“ anzulegen. Damit bleiben die Bereiche getrennt und man vermeidet die Gefahr, versehentlich eine Einstellung des Modems zu ändern. Jedem Nutzer können unterschiedliche Verzeichnisse zugeordnet werden (ein Vorteil, der sich im nächsten Abschnitt bei der Netzwerkfreigabe bemerkbar machen wird).

Spielen wir das Vorgehen am Beispiel eines Familien-NAS einmal durch. Nehmen wir an, es wurde für jedes Familienmitglied ein eigenes Verzeichnis angelegt und zusätzlich ein Ordner eingerichtet, auf den alle Zugriff haben sollen (etwa für Telefonnummern von Ärzten, Ansprechpartner Schule usw.). Dann könnte die Struktur auf dem eingesteckten Speicher so aussehen:

Die Nutzerin „Linda“ sehen die Freigaben dann so aus:

Linda kann also „Lesen“ und „Schreiben“ auf ihrem eigenen Verzeichnis, im gemeinsamen Ordner „alle“ sind ihre Rechte hingegen auf das „Lesen“ beschränkt. Wenn Linda sich mit ihren Nutzerdaten unter „fritz.box/nas“ anmeldet, so erhält sie diese Ansicht:

Ähnlich verfährt man mit den anderen Familienmitgliedern. (Die Aktivierung von „VPN“ und „Zugang aus dem Internet“ wird in einem anderen Zusammenhang noch eine Rolle spielen.)

Direkte Bearbeitung von Dokumenten via Netzlaufwerk

Wenn man FritzboxNAS nur im Browser aufruft, so muss man für eine Bearbeitung den umständlichen Web von Down- und Upload gehen. Ein direkte Bearbeitung von Dokumenten ist hingegen möglich, wenn man das NAS-Laufwerk in seinen Dateimanager als Netzlaufwerk einbindet.

Zunächst muss diese Option aktiviert werden. Unter „USB/Speicher“/ Geräteübersicht/ Heimnetzfreigabe kann man das entsprechende Häkchen setzen. Man erhält damit eine Samba-Freigabe, die in diesem Beispiel den Namen „Fritzchen“ [4] erhält.

Nun kann man im Dateimanager das NAS als eigenes (Netz-)Laufwerk. Unter Windows würde man einen Laufwerksbuchstaben wählen, als Server/Ordner eintragen „\\fritz.box\fritzchen“ und die Anmeldedaten seines NAS-Accounts. (Hinweis: Falls „fritz.box“ nicht klappt, kann man auch die zuvor angezeigte IP einsetzen – im Screenshot ist das \\192.158.178.1)

Anschließend bekommt man ein neues Laufwerk angezeigt, auf dem man wie gewohnt direkt Dateien bearbeiten kann.

Wie schon bei dem Zugang via Web-Oberfläche wird auch hier via NAS-Account gesteuert, welche Verzeichnisse auf dem Netzlaufwerk angezeigt werden. Die ersten Eingaben sind also für alle gleich (\\fritz.box\fritzchen), die Verzweigung findet nach der Eingabe der Account-Daten statt.

Zugriff von unterwegs auf das Netzlaufwerk via VPN

Man könnte zwar über seine Fritz-Adresse (siehe unten) unterwegs auf die Weboberfläche des NAS zugreifen. Aber die Anforderung war ja, dass man die Dateien direkt bearbeiten kann. Dazu muss der Zugriff auf das gleiche Netzlaufwerk ermöglicht werden. Dieses ist ja schon im Dateimanager eingerichtet, würde aber nicht reagieren, wenn z. B. man sich in einem Ferienhaus aufhält und an den Dateien arbeiten möchte.

Zum Glück hat die Fritzbox eine außerordentlich einfache und sichere Möglichkeit, von außen auf das Heimnetzwerk zuzugreifen: VPN via Wireguard. Die Einrichtung dauert nur ein paar Minuten, in einem anderen Blog-Artikel habe ich bereits eine Schritt-für-Schritt-Anleitung gegeben, so dass ich mir eine Doppelung sparen kann. Die Einrichtung muss auf jenen Geräten erfolgen, die man nutzen möchte, also z. B. Notebook und/oder Tablet/Smartphone.

Ist die Sache erledigt, so kann man auch im erwähnten Ferienhaus auf das zuvor eingerichtete Laufwerk klicken – und erhält die Dateien seines FritzNAS angezeigt.

Freigabe von Dateien und Ordnern über MyFritz

Wenn man auf einem Server mit einer eigenen Domain z. B. eine Nextcloud laufen hat, so ist die Freigabe von Dateien einfach: Kurzer Klick auf die Datei, Freigabelink „www.meinsupercloud.de/xyz123“ kopieren, verschicken, fertig. Tatsächlich geht das auch beim FritzNAS – ohne dass man jemandem Zugang zu eigenen Modem geben müsste. Sie erhalten über den Hersteller eine Internet-Adresse, die den Abruf von außen ermöglicht. Dazu legen Sie sich unter Internet/MyFritz-Konto mit Ihrer Mail-Adresse ein „MyFritz-Konto an:

Es wird eine Buchstaben-/Ziffernfolge generiert nach dem Muster „https://vwx123qzz45.myfritz.net“. Sie könnten diese Adresse auch benutzen, um über einen Webbrowser von außerhalb auf Ihr Modem zuzugreifen, aber mit der VPN-Lösung vom vorherigen Abschnitt wird das überflüssig: Sie schalten einfach VPN ein und können im Browser „fritz.box“ aufrufen. – Nein, das MyFritz-Konto ist aus einem anderen Grund wichtig. Jetzt können Sie nämlich Dateien und Ordner teilen! Sie rufen dazu Ihr FritzNAS auf und klicken mit der rechten Maustaste auf das Dokument (oder den Ordner). Es erscheint der Menüpunkt „freigeben“:

Nun erscheint ein Freigabelink, der sich aus Ihrer MyFritz-Adresse ableitet und verschickt werden kann. Sogar Freigabedauer und Anzahl der Downloads können eingestellt werden:

So kennt man es auch von „richtigen“ Clouds. Es gibt allerdings eine Einschränkung, die aber gar nicht so groß ist: Natürlich möchte der Modemhersteller bei zig Millionen verkaufter Geräte nicht den Traffic haben, der eine uneingeschränkte Linkfreigabe zur Folge hätte. Daher können zum gleichen Zeitpunkt nur 20 solcher Freigabelinks eingesetzt werden. Aber: Mit einem Klick kann man nicht mehr benötigte Freigaben und löschen und neue erzeugen. Der hierfür benötigte Menüpunkt liegt etwas versteckt in der linken oberen Ecke:

Briefkasten- und FTP-Upload

Die Nextcloud hat ja eine „Briefkasten-Funktion“, mit der man einen beliebigen Ordner für Uploads von anderen Personen konfigurieren kann. So elegant geht es beim FritzNAS zwar nicht, aber ein kleiner Workaround ist recht einfach einzurichten, sofern man diese Möglichkeit nur gelegentlich braucht:

  • Zunächst legt man ein oder zwei leere Ordner an, z. B. „Briefkasten1“ und „Briefkasten2“.
  • Dann konfiguriert man zwei Pseudo-Nutzer, etwa „Uploader1“ und „Uploader2“.
  • Diesen Pseudo-Nutzern weist man jeweils einen leeren Briefkasten-Ordner zu und kreuzt an: „Zugriff über das Internet erlauben.“

Ergibt sich nun der Fall, dass jemand eine Datei auf dem FritzNAS ablegen soll, so sendet man der Person den MyFritz-Link zusammen mit den Login-Daten. Dadurch kann er die Datei hochladen – später räumt man den Ordner wieder leer. Der MyFritz-Link muss dabei den Anhang /nas erhalten, also z. B. https://vwx123qzz45.myfritz.net:45090/nas

Im oberen Abschnitt über das Anlegen eines Benutzers ist auch ein Aktivierungsfeld für „Zugriff über FTP“ zu sehen. Ist dieses angehakt so kann man den MyFritz-Link und die Account-Daten des NAS-Nutzers in ein FTP-Programm wie Filezilla eintragen. Somit hat man eine zusätzliche Möglichkeit des Zugriffs von unterwegs:

Fazit

In FritzNAS steckt mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Natürlich kann man das Mini-NAS nicht mit richtigen Homeserver-Lösungen oder einer NAS-Station von Synology & Co. vergleichen. Dafür bekommt man FritzNAS – bis auf den USB-Speicher – kostenlos. Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind im Bereich der Alltagsdokumente auch wirklich flott. Hat man bereits einen größeren Datenbestand, so kann man diesen zunächst direkt am PC auf den USB-Speicher überspielen und erst danach an die Fritzbox anschließen. Nach der ersten Einrichtung hat man keinen Pflegaufwand mehr. Und: Ein Modem hat man in der Regel immer an der Steckdose, so dass ein 24/7 Betrieb auch kein Problem ist. So gesehen: Aus meiner Sicht eine durchaus empfehlenswerte Lösung als kleines Alltags-NAS.

2 Kommentare

  • Andre

    Hallo guter Artikel!
    ich habe es in der vergangenheit teilweise genutzt, bin dann aber über die Laufwerksgröße offenbar an die Grenze gestoßen. Gibt es hier Erfahrungen > 3 TB Speicher einzubinden?
    Ich hatte einen USB Adapter für interne Festplatten verwendet. Auch die Geschwindigkeit fand ich nicht so berauschend, war eine 6690 cable Box.

    Gruß Andre

    • Herbert

      Prinzipiell sollten wohl bis zu 4 TB je Partition möglich sein – wobei ich bei dieser Größenordnung ohnehin eher zu einem „echten“ NAS greifen würde. Was die Geschwindigkeit spürbar erhöhen könnte: SSD statt Festplatte verwenden und mit EXT4 formatieren.

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