HTMLy: Das Brot-und-Butter-Blogsystem
Einfach einen Text schreiben, ein Klick mit der Maus – und der neue Beitrag ist im Netz verfügbar. Ob Reisejournal oder Portfolio, Garten-Tipps oder Linux-Tricks, die besten Fotos mit der neuen Kamera oder die Fortsetzungsgeschichte „Ein Stoiker in der Geisterbahn“ – wer seine Gedanken anderen zugänglich machen möchte, für den sind Weblogs nach wie vor ein ideales Mittel zum Zweck. Mit HTMLy lassen sich solche Vorhaben besonders schnell und einfach umsetzen.
Inhalt
Besser als WordPress?
Ich nutze WordPress schon länger als 15 Jahre und weiß die Möglichkeiten dieses riesigen Systems zu schätzen. Aber ich weiß auch um die vielen Stunden, die ich mich mit Fehlern rumschlagen musste, Angriffe der Datenbank bereinigen musste, fehlerhafte Plugins austauschen musste usw. Besonders „schmerzhaft“ war der Verlust von zwei großen Blog-Projekten, die einfach wegen Updates von PHP und/oder einer MySQL-Datenbank nicht mehr funktionierten. Und auch Umzüge zu neuen Hostern oder die Einrichtung neuer Domains – all das war meist Glückssache. HTMLy kommt ohne Datenbank aus, arbeitet mit reinen Textdateien, benötigt keine Plugins – damit lösen sich gut 90 % der Probleme in Luft auf, die sich bei komplexeren Systemen einschleichen können. Dafür ist der Funktionsumfang im Vergleich deutlich reduziert. Aber, wie ich gleich zeigen werde, wird das für die meisten Blog-Schreiber:innen kaum eine Rolle spielen.
Für wen und für was ist HTMLy geeignet?
Wer einen großen Online-Shop betreiben möchte, ein Angebot für eine NGO plant, sein Unternehmen in hellem Glanz erstrahlen lassen oder einen Blog mit einem sehr individuellen Design und möglichst vielen Funktionen für Besucher betreiben möchte, der wird sicher bei WordPress, Joomla usw. besser aufgehoben sein. Wenn es zwei Nummern kleiner sein darf, dann ist HTMLy für viele Vorhaben gut geeignet. Hier einige Beispiele:
- Journal-Blog: „Mein Alltag in Cuxhaven“ – In loser Folge schreibt man über Einfälle, persönliche Begegnungen, neue Geschäfte in seinem Viertel.
- Hobby-Blog: „Back das Brot!“ – Man kennt sich in einer Sache gut aus, experimentiert, berichtet über Neuigkeiten, teilt Rezepte, gibt Tipps und teilt Erfahrungen.
- Gedanken und Meinungen: „Der Stoiker in Lederhosen“ – Ist der Feldlurch gefährdet? Sollten wir einen Saferoom im Schrebergarten einrichten? Welches Motto hat im letzten Jahr total versagt? Was war die „Freude der Woche“?
- Reise-Journale: Fotos von den schönsten Seiten in Bielefeld. Mein Fahrradtrip nach Langenfeld. Die ersten Tage in der Mongolei. Prag – Hin und weg.
- Vereinstätigkeit: „Anonyme Analoge. Auch DU bist betroffen!“ Vereinsziele, Presseberichte, Mitgliedsanträge, Ansprechpartner. Berichte aus der Jugendarbeit. Aufrufe und Aktionen.
- Kleine Shop-Darstellungen: „Die dunklen Ecken unseres Dorfladens“ Frische Nussecken sind eingetroffen, es gibt eine dritte Pizza-Variante, Traudel macht die Abrechnung ab heute digital.
Was sind die Besonderheiten von HTMLy?
Flatfile-Methode
Es gibt eine Reihe von Blogsystemen, die ganz ohne Datenbank auskommen. Über Hugo und Bludit habe ich schon in früheren Beiträgen berichtet. Im direkten Vergleich zu Hugo ist HTMLy für Einsteiger deutlich leichter und bringt nur eine sehr kleine Lernkurve mit sich. Ansonsten arbeitet auch HTMLy mit Text- bzw. Markdown-Dateien. Wie eingangs beschrieben, vermeidet man so eine Reihe von Problemen, die datenbankorientierte Systeme oft mit sich bringen. Zugleich benötigt der Server sehr wenig Ressourcen für die Verarbeitung und kann auch sehr große Mengen von Blogeinträgen ausgesprochen flott ausliefern.
Installation: In 47 Sekunden zur ersten Artikel-Veröffentlichung
Ich habe die Zeit bei einer Installation des Blogsystems gestoppt – tatsächlich hatte ich nach 47 Sekunden meinen ersten Artikel veröffentlicht (okay, der Textumfang bestand nur aus einem „Ja!“ – Video dazu weiter unten). Alles, was man auf seinen Server schieben muss, ist eine einzige Datei („online-installation.php“, darauf achten, dass das Verzeichnis beschreibbar ist). Die startet man dann, also z. B. mit „https://meinsuperserver.com/online-installation.php“). Innerhalb von Sekunden holt sich das Programm alle benötigten Dateien, richtet die Pfade auf dem Server ein und bringt eine Eingabemaske auf den Schirm, in die man seinen Nutzernamen, sein Passwort und einen Titel für den Blog eingibt. Fertig. Der Blog läuft.
Kein Plugin-System
HTMLy verzichtet auf ein Plugin-System. Die Argumentation: Plugins haben Nachteile. Sie sind der Lust und Laune des jeweiligen Entwicklers unterworfen. Stellt er sein Plugin ein, entfällt auch die Funktionalität, an die man sich gewöhnt hat. Passt er sein Plugin nicht den neuen Versionen des eigentlichen Blog-Systems an, so kann es nach Updates zu unliebsamen Überraschungen kommen. Außerdem können Plugins Einfallstore für Schädlinge bilden.
HTMLy schaut sich hingegen die Funktionalität gewünschter Plugins an. Sehen die Entwickler einen Mehrwert, der vielen Anwendern nützt, so integrieren sie die Funktionalität in das Kernsystem und übernehmen die Pflege der neuen Funktionen. Auf diese Weise hat man auch keine Probleme mit Updates, da die HTMLy-Entwickler selbst danach schauen, dass weiterhin alles gut funktioniert. Viele der Dinge, die man bei WordPress über zusätzliche Plugins lösen muss – Einbinden eines Feeds, Ranking von beliebten Beiträgen, Tag-Clouds usw. – stehen bei HTMLy sofort nach der Installation zur Verfügung. Natürlich kann das kleine Blog-System auf diese Weise nur eine überschaubare Anzahl von Funktionen zur Verfügung stellen. Diese sind aber wirklich sehr gut ausgewählt und decken für die eingangs erwähnten Vorhaben alle Grundfunktionen ab.
Themen-Design
Die Themen-Auswahl ist begrenzt. 8 Design-Varianten werden schon bei der Installation mitgeliefert, weitere kann man aus einem Katalog installieren. Auch hier gilt: Die Anzahl ist ist überschaubar, aber dafür handelt es sich um klare und übersichtliche Themen ohne viel Schnick-Schnack.
Ein Blog für ein Foto- oder Reise-Journal …
… oder für ausgesuchte Rezepte:
Darstellung auf dem Smartphone
Die Themen sind responsiv, passen sich also der jeweiligen Bildschirmgröße automatisch an und machen auch auf Smartphones eine gute Figur:
Dashboard für die Übersicht
Wie bei anderen Blogsystemen gibt es auch bei HTMLy ein Dashboard für Beiträge und Einstellungen. Auch für absolute Einsteiger sollte die Lernkurve gering sein. Das System ist ja sofort nach der Installation einsatzbereit, mit Anpassungen kann man sich Zeit lassen. Wenn man die Menüpunkte einmal durchklickt, wird man in den meisten Fällen unmittelbar verstehen, was jeweils gemeint ist. Und man muss auch keine Sorge haben, dass man etwas falsch macht. HTMLy bringt ein tolles Backup-System mit.
Backup und Umzug – super-simpel!
Backups erzeugt man mit einem kurzen Klick auf den entsprechenden Menüpunkt. HTMLy packt dann alle vorhandenen Dateien und Unterordner in ein Archiv. Mit diesem kann man zu einem neuen Server wandern, es dort entpacken – und schwupp läuft der Blog nahtlos weiter. Sollte sich die Domain geändert haben, so genügt es, die neue Adresse in die Config-Datei einzutragen.

Editor – Button oder Markdown
Der Editor hat die üblichen Funktionen, die jedes einfache Textprogramm zur Verfügung stellt. Wer nicht gerne Markdown nutzt, der kann die üblichen Buttons nennen. Für längere Texteingaben kann man auch den Split-Screen ausschalten. Kategorien, Tags, Auszüge usw. werden ebenfalls bei der Eingabe vorgenommen.
Der Artikel wird auf dem Server als Markdown-Datei mit einem kleinen Vorschub für die Metadaten gespeichert. Die Inhalte des Blogs lassen sich so mit einem beliebigen Editor abrufen.

Klein – aber nützlich
Inhaltsverzeichnis (TOC)
Auf Wunsch generiert HTMLy ein Inhaltsverzeichnis aus den Überschriften des Artikels. Es kann an verschiedenen Stellen im Artikel eingefügt werden und lässt sich ein- und ausklappen.
Startseite
Statt direkt mit den Blog-Einträgen zu beginnen, kann je nach Design auch eine statische Seite vorangestellt werden. Im Gegensatz zu WordPress ist diese Funktion aber bisher nur rudimentär vorhanden.
Suchfunktion
HTMLy kann nach Blogartikeln und Metadaten suchen oder einen Vollindex der Inhalte bilden.
Design-Unterschiede
Es lohnt sich, alle Themen einmal aufzurufen und sich genauer anzuschauen. Bei „Casper“ ist zum Beispiel der abschließende Bereich eines Artikels mit vielen Zusatzinformationen versehen, andere Designs handhaben das nüchterner.
Menü-Editor
Der Menü-Editor wurde erst in einer der letzten Versionen eingeführt und beherrscht nur die Basics. Durch Drag and Drop lässt er sich aber sehr einfach bedienen.
Kommentarfunktion
Dies ist der erste Punkt, der auf der Minus-Seite verbucht werden muss. HTMLy verfügt über keine eigene Kommentarfunktion. Es lassen sich zwar Disqus und Facebook-Kommentare integrieren, aber das ist natürlich suboptimal. Wenn der Austausch sehr wichtig ist, dann würde ich noch ein kleines Forum installieren
Fazit
HTMLy schlägt sich in den meisten Punkten wirklich tapfer. Die Funktionen ergänzen sich sinnvoll, Texte und Fotos lassen sich gut und unkompliziert präsentieren. Etliche der Designs sind von Systemen wie Ghost übernommen oder erinnern an Plattformen wie Medium. Ob man die Kommentarfunktion direkt bei den Artikeln benötigt, ist eine Frage der Themen und der Reichweite. Nach meiner Erfahrung genügt bei kleineren Blogs in 90 % der Fälle eine Mail-Adresse, um als Autor Nachrichten zu empfangen. Man umgeht damit auch Probleme, die sich aus einer Speicherung von persönlichen Daten ergeben können. Wer noch auf der Suche nach einem kleinen aber feinen Blog-System ist, der sollte sich HTMLy mal kurz anschauen. Wie gesagt – in 47 Sekunden steht der erste Blogeintrag:


4 Kommentare
Horst
Liest sich, wie immer gut.
HTMLy -Funktionen sehen interresant aus.
Ich würde HTMLy mal ausprobieren, wenn ich mich nicht aus dem Blog-Geschehen verabschiedet hätte.
Horst
Bei „interessant“ (oben) ist natürlich ein „r“ zu viel.
Herbert
Lieber Horst, danke Dir für Deine nette Rückmeldung. Auch dafür, dass Du nach den vielen Jahren noch meine Blog-Aktivitäten verfolgst! – Ja, alles hat seine Zeit. Ich kann verstehen, dass Du Dich auf diesem Gebiet zurückgezogen hast. Weiterhin alles Gute!
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