Das 25-Euro-NAS. Teil 2: DietPi – Anwendungen à la carte
Es gibt die üblichen Verdächtigen, wenn man seinen Homeserver als NAS benutzen möchte: openmediavault (OMV), Unraid, XigmaNAS usw. openmediavault würde zwar auf dem ThinClient laufen, aber ich habe mich aus verschiedenen Gründen für ein eher unbekanntes Ausgangssystem entschieden: DietPi. DietPi hat eine Reihe von Besonderheiten, die man auf den ersten Blick nicht sieht, die sich aber für unser NAS-Projekt als recht nützlich erweisen. Um direkt mal mit einem Beispiel zu beginnen:
Inhalt
Die Pizza-Menükarte für Anwendungen:
Ein großer Pluspunkt sind die „Instant-Pakete“, die man mit 1 Klick installieren kann. Ob Docker für Homeserver-Anwendungen oder Samba für Netzwerk-Laufwerke – immer erhält man eine perfekt angepasste Installation, ohne eine Zeile Code eintippen zu müssen. Mehr noch: Wie bei einer Pizza-Karte genügt es, die Nummer der gewünschten Anwendung einzugeben – also z. B. „Installier‘ mir Nr. 67“ (= Firefox), „Installier‘ mir Nr. 157“ (= Home Assistant), „Installier‘ mir Nr. 93“ (= Pi-hole) oder ein Kreuz bei der gewünschten Auswahl zu setzen.
Um also Nextcloud zu installieren, könnte man eingeben:
dietpi-software install 114
Fertig. Dann nur zuschauen, bis die Installation beendet ist – und das Programm starten. Rund 200 Anwendungen stehen in dieser speziellen Paket-Form zur Verfügung. Dazu kommt aber noch das ganze Universum des Basis-Systems Debian. Man kann also unzählige Anwendungen auch jenseits der „Menükarte“ installieren.
Das man für den Einstieg genügen – wir kümmern uns später systematischer um DietPi. Jetzt ist es nur wichtig, welche Version genommen werden soll.
2 x Enter = installiert
Auf der Download-Seite gibt es eine BIOS- und eine UEFI-Variante. Für meinen ThinClient hat die BIOS-Variante gut funktioniert, bei einem neueren Gerät kann man es auch mit UEFI probieren.
Es kann direkt das „Installer image“ genommen werden. Das Erzeugen des notwendigen USB-Sticks wird mit „View“ für Rufus genau beschrieben. BalenaEtcher sollte aber auch funktionieren. Anschließend einstecken und Gerät anschalten. Da die ThinClients meist ohne installiertes Betriebssystem kommen, sollte direkt das Booten vom USB-Stick erfolgen. Im Unterschied zu den meisten anderen Linux-Systemen muss vor dem Start des Vorgangs nichts konfiguriert werden. Man muss nur 2 x Enter drücken – erledigt.
Der erste Tastendruck erfolgt direkt beim Start:
„Install DietPi“ ist schon ausgewählt, mit Enter beginnt der Installationsvorgang. (Ja, das Logo von DietPi ist, hm, „verbesserungswürdig“ …).
Dann vergeht etwas Zeit. Schließlich wird das Laufwerk eingeblendet. Es ist in dem ThinClient ja nur ein Laufwerk vorhanden – daher jetzt der zweite Enter-Tastendruck. Und wieder etwas warten. Fertig.

Meist schaltet sich das Gerät dann einfach aus. Vor dem Neustart den USB-Stick ziehen, damit direkt vom internen Laufwerk gebootet wird. Hat man dann noch den Monitor angeschlossen, so wird folgende Meldung gezeigt:
So, ab jetzt benötigt man keinen Monitor und keine Tastatur mehr – die Steuerung erfolgt über Remote-Zugriff von einem beliebigen PC aus. Natürlich kann man das Zubehör auch angeschlossen lassen und direkt auf dem ThinClient arbeiten oder sich dort sogar – ebenfalls via „Pizza-Menübefehl“ – einen grafischen Desktop klicken und die Maus zusätzlich benutzen. Aber eigentlich ist das nicht notwendig, da das System auf einen „headless“-Betrieb ausgelegt ist (also ein Betrieb ohne Zubehör).
DietPi basiert auf der aktuellen Debian-Version und benötigt sehr wenig Ressourcen. Von den 4 GB Arbeitsspeicher stehen nach der Installation 3,3 GB weiterhin zur Verfügung, von der 16-GB-SSD bleiben knapp 13 GB frei.
Uff – alles nur Text – muss das sein?
Na ja, wir könnten auch eine Desktop-Oberfläche installieren – die benötigt aber zusätzliche Ressourcen. Für einen NAS-/Server-Betrieb ist so was eigentlich nicht wirklich nötig – man klickt da ja nicht in Office-Programmen herum. Aber auch hier gleich mal zur Beruhigung: Nach erfolgter Erst-Einrichtung wird man später meist via Web-Browser zugreifen. Und das sieht dann doch gar nicht so ungewohnt aus. Mal ein Beispiel vom DietPi-Dashboard:
Zugriff vom Haupt-Computer
Das NAS werden wir später über den Web-Browser steuern. Aber für die Anfangskonfiguration wird die Kommandozeile genutzt. Für Linux-Anwender ist das ja eine vertraute Angelegenheit. Daher erkläre ich hier, wie man das unter Windows macht:
Es gibt die sogenannte „PowerShell“. Einfach mal die Windows-Taste drücken und „power…“ eingeben. Damit erhält man einen blauen Bildschirm für die Texteingabe. Ach ja, die IP seines ThinClients sollte man sich zuvor gemerkt haben. DietPi zeigt diese an, man kann aber auch bei seiner Fritzbox nachsehen oder eine Scanner-App benutzen. Bei mir lautet die IP „192.168.178.182“.
Nun einfach tippen „ssh root@gemerkte-ip-nummer“ (SSH-Zugriff ist auf Seiten des ThinClients automatisch freigegeben). In diesem Beispiel also:
Das Anfangspasswort lautet „dietpi“. Zur Änderung aus Sicherheitsgründen wird man von DietPi aufgefordert. Nun befindet man sich auf seinem ThinClient und kann ihn einrichten. Hierfür genügt ein einziger Befehl – „dietpi-launcher“:
Nun erhält man ein sehr gutes Menü, das auf einen Blick alles zeigt, was für einen Server-/NAS-Betrieb notwendig ist. Die Dokumentation dazu ist recht ausführlich, sodass ich nicht alle Optionen durchgehen muss. Ich beschränke mich auf die Bereiche, die unser kleines NAS möglichst rasch einsatzbereit machen.
Einbinden der USB-Laufwerke
Zunächst stecken wir die USB-Speicher am ThinClient ein. Im Launcher-Menü gibt es den Punkt „DietPi-Drive_Manager“, das für den Zugriff sorgt:
Die beiden Laufwerke sind in der Liste durch „Not mounted“ (= „nicht eingehängt“) leicht zu erkennen. Meine SSD habe ich mit der Linux-Filesystem-Variante „ext4“ formatiert, was für Programme wie z. B. Immich von Vorteil ist. Bei der USB-Festplatte habe ich es hingegen bei NTFS belassen.
Die Speichermedien werden etwas umständlich mit langen Ziffernfolgen dargestellt – das kann man während des „Einhäng-Vorgangs“ etwas lesbarer gestalten:
Das war es eigentlich auch schon – die beiden Laufwerke sind nun für Speichervorgänge verfügbar und werden mit dem freien Speicherplatz in der Liste aufgeführt:

Menükarte praktisch: Wir installieren uns ein Dashboard
Die eingangs beschriebene Pizza-Menükarte ist unter „DietPi-Software“, „Browse Software“ zu finden. Dort etwas nach unten scrollen, bis man „DietPi-Dashboard“ mit der Nummer 200 findet.
Wie gesagt, wir könnten diese Nummer für die Installation nutzen. Aber bleiben wir bei der einfachen Alternative: Mit Leertaste markieren, „Confirm“ und „Install“. Nach ein paar Sekunden haben wir über den Webbrowser Zugriff: IP des ThinClient plus Port „5252“. Hier also „192.168.178.182:5252“:

Über diese Oberfläche können wir – alternativ zu den Terminal-Programmen – die gleichen Anwendungen per Klick installieren, die wir später für den eigentlichen NAS-Betrieb benötigen. Man setzt beispielsweise bei „Samba Client“ ein Häkchen für den Windows-Zugriff und tippt den Install-Button – erledigt.

Welche Kombination an NAS-Tool sinnvoll ist, darauf wird im nächsten Kapitel noch näher eingegangen werden.
Noch ein paar Worte zu DietPi
DietPi ist auf einen Serverbetrieb spezialisiert. Daher hat man auch direkt Zugriff via SSH (Dropbear-SSH), Root-Rechte usw. DietPi kennt eigentlich auch nur – neben dem Root-Nutzer – noch einen Anwendungs-Nutzer „dietpi“, der dann auch ein eigenes Home-Verzeichnis usw. erhalten kann. Das unterscheidet sich alles ein wenig von „nicht-serverspezialisierten-Linux-Distros“. Man hat sich aber rasch umgestellt.
Die Geschwindigkeit, mit der das System arbeitet, ist wirklich ausgezeichnet. Kein unnötiger Ballast, alles lief bisher in meinen Tests völlig problemlos.
Die Idee mit den 1-Klick-Paketen finde ich sehr gut. Da es sich um ein Debian-System handelt, könnte man zwar die Programme auch über die gängigen Installationsbefehle beziehen. Aber bei den DietPi-Paketen ist alles schon ideal auf das System abgestimmt, man muss nichts „nachkonfigurieren“. Zu den Anwendungen gibt es Links, die direkt zur Beschreibung in der umfangreichen Dokumentation führen – vorbildlich:
An vielen Stellen merkt man, wie gut das System durchdacht ist – ob es sich nun um Backup- oder Update-Funktionen handelt. Durch den simplen Befehl – wenn man nicht den Launcher bemühen möchte – „dietpi-update“ erfolgt ein Update des gesamten Systems auf die neue Version, ohne dass man sich um irgendetwas kümmern muss.
Natürlich wirkt DietPi gegenüber Hochglanz-NAS-Fertigprodukten zunächst spröde. Aber nach einer kurzen Einarbeitungszeit ist man damit wirklich flott unterwegs und lernt es zu schätzen.
Das 25-Euro-NAS:
Teil 1: Hardware
Teil 2: Betriebssystem DietPi – Anwendungen à la carte
Teil 3: Zugriff auf Netzwerk-Speicher
Teil 4: Foto-Sync

