Raspberry Pi mit M.2-SSD. Der 1-Klick-Umzug.
Mit hochwertigen microSD-Karten ist der Raspberry Pi 5 eigentlich von Haus aus sehr flott unterwegs. Aber natürlich reizt die neue Schnittstelle für NVMe, um M.2-SSD-Speicher mit einem entsprechenden Aufsatz zu nutzen. Bisher gab es diesen „HAT“ allerdings nur von Drittanbietern. Damit es keine Kompatibilitätsprobleme gibt, habe ich bis zum Erscheinen einer hauseigenen Lösung gewartet – mit dem „M.2 HAT+“ (ca. 12 Euro) liegt diese nun vor.
Bestellt hatte ich mir neben einer kurzen SSD noch einen Lüfter. Im bisherigen Original-Raspberry-Pi-Gehäuse war der im „Deckel“ untergebracht, aber der getrennte Lüfter kann zwischen Haupt-Platine und HAT untergebracht werden, so dass beide Ebenen gekühlt werden.
Inhalt
Einbau
Zahnseide für den Einbau
Eigentlich kann man die kleine Platine recht einfach aufsetzen bzw. „an-schrauben“. Allerdings hatte ich die kleinen Heatsink-Pads aufgeklebt. Da hatte ich Sorge, ob ich diese ohne Beschädigung wieder entfernen kann. Die Lösung hieß „Zahnseide“ – damit war es wirklich ein Kinderspiel.
Der Steckplatz für den Lüfter liegt nicht ganz so frei, so dass man gut zielen muss, aber das kriegt man hin.
Dabei liegt auch eine „Verlängerungsaufsatz“ für die (GPIO-)Pins. Auch etwas fummelig, damit man nichts verbiegt (wenn man die Pins nicht nutzt, würde ich den Aufsatz zunächst auslassen).
Am meisten „Gefummel“ bringt der orangefarbene „Plastikstreifen“ mit sich. Immer noch in einem erträglichen Rahmen, aber für den festen Halt im „Clip-Stecker“ der Hauptplatine habe ich doch einige Minuten rumprobieren müssen.
SSD reinschieben und Schraube befestigen war einfach (halt zunächst etwas schräg ansetzen und dann runterdrücken).
Ich bin nun kein geübter Bastler und war bei der Montage auch besonders vorsichtig, damit ich nichts beschädige – gut 30 Minuten habe ich benötigt. Geübte Anwender sollten die Sache in 10 – 15 Minuten erledigen können.
Gut gefällt mir das „Sandwich-Prinzip“ – der Lüfter kühlt ideal beide Ebenen, springt sehr selten an und ist praktisch nicht zu hören.
Gegönnt habe ich mir dann noch für 10 Euro ein Metallgehäuse:
Damit bleibt es bei der gleichen Stellfläche der ursprünglichen Raspberry-Pi-Gehäuses, einige Millimeter höher halt, aber immer noch sehr kompakt und unauffällig.
Umzug
Da ich den Raspberry Pi schon länger im Einsatz hatte, hatten sich auf meiner microSD-Karte relativ viele Anwendungen „getummelt“: MX-Linux, Paperless-ngx, Kalender-Server, Backup-Programme usw. usw. All dies musste nicht neu installiert und eingerichtet werden – Raspberry Pi verfügt hier über ein ausgezeichnetes Tool: SD Card Copier.
SD Card Copier
Im Unterschied zu ähnlichen Tools kann SD Card Copier mit unterschiedlichen Mediengrößen umgehen. Das Ziel-Medium muss also nicht die gleiche Größe wie das Ausgangsmedium haben. In meinem Fall hatte ich eine 128-GB-microSD und wollte auf die 512-GB-SSD überspielen. Die neue SSD wurde von dem Tool direkt erkannt, so dass ich nur noch auf „Start“ klicken musste.
Der Transfer hat ca. 15 Minuten in Anspruch genommen.
Boot-Reihenfolge ändern
Nun noch kurz über das Tool „Raspberry Pi Konfiguration“ die Boot-Reihenfolge ändern, so dass künftig direkt von der SSD gestartet wird:
Dann neu starten – sofort hat man 1:1 die bisherige Konfiguration mit allen Einstellungen und kann „nahtlos“ weiter arbeiten.
Geschwindigkeit
Natürlich läuft nun alles deutlich – und vor allem: spürbar – schneller und „smoother“ ab! Das gilt für alle Anwendungen bis hin zu Netflix & Co. Ebenso sind alle Serverdienst – Paperless-ngx (Dokumentverwaltung), PhotoPrism (Fotoverwaltung) usw. – per Klick sofort da. Suchervorgänge auch in großen Archiven sind außerordentlich schnell geworden.
Hier mal ein kleiner Eindruck (über VNC aufgenommen, real also noch etwas schneller):
Schon bisher konnte man, gerade durch das Management von zwei 4K-Monitoren, den Raspberry Pi 5 durchaus als Arbeitsplatzrechner für die üblichen Aufgaben nutzen. Durch das Upgrade macht alles aber noch einmal mehr Spaß. Und man kann zwei große Anwendungsbereiche gleichzeitig bedienen: Zum einen kann ein Homeserver mit wenig Stromverbrauch in einer kleinen Zimmerecke mit allen üblichen Diensten und Backup-Vorgängen betrieben werden. Zum anderen hat man einen (Linux-)Zweitrechner zur Verfügung, der Büro- und andere Aufgaben problemlos bewältigen kann.
Kosten
Der Raspberry Pi mit 4 GB beginnt bei 62 Euro. Wenn man Netzteil, Kühler, microSD-Karte, HDMI-Kabel Gehäuse, HAT und – in meinem Fall – eine 512-GB M.2-SSD dazu rechnet, so zahlt man aktuell rund 160 Euro. Mit meinen Komponenten – RPi 5 mit 8 GB und einer guten SSD-Marke – sind es knapp 200 Euro für das Gesamtpaket. Allgemein sind gute Adressen für den Kauf: Berrybase oder Reichelt. Ein Blick auf eBay oder Kleinanzeigen kann auch lohnen.
4 Kommentare
Cornelis Kuit
Hallo,
Sehr interressant. Möchte das auf jeden Fall auch anschaffen. Vielleicht habe ich das verpasst, aber welches Metallgehäuse ist das und wo kann ich das kaufen ?
mfg Cornelis.
Herbert
Gehäuse: GeeekPi Metall Gehäuse für Raspberry Pi 5,Support PCIe M.2 NVMe SSD Shield – hatte damals bei Amazon 10 Euro gekostet, solltest Du aber auch über andere Quellen günstig finden.
Huebi
Moin, ehrlich gesagt: der Pi ist nun in preislichen Regionen angekommen, wo ich mit auch einen Mini PC kaufen kann – sofern man die GPIO Pins nicht braucht. Dann kriegt man für 200 bis 230 Euronen wenentlich leistungsfähigere Hardware. Ubuntu oder Debian drauf und los gehts.
Zu Zeiten wo der Pi4 noch in absurden Preisregionen war hab ich mir einen NUC-11 gekauft, mit 16 GB Ram und 512er SSD waren das unter 220 Euro. Ubuntu LTE drauf, fertig. Vielleicht eine Überlegung für den einen oder anderen. Wie gesagt, wenn man die GPIO Pins nicht braucht.
Herbert
Prinzipiell sicher eine richtige Überlegung. Wenn man noch keinen Raspberry Pi besitzt, fährt man mit einem guten Mini-PC zu einem ähnlichen Preis auch nicht schlecht. Allerdings kommt es aus meiner Sicht nicht nur auf die technischen Werte an. Ich habe zum Beispiel einen Beelink Mini-PC mit einem N100er, bei dem KDE-Varianten einfach nicht korrekt Bluetooth erkennen. Die Systeme für den Raspberry Pi – Pi OS oder MX Linux – sind halt sehr genau auf die Hardware abgestimmt und holen da in manchen Fällen mehr raus. Das ist so ähnlich wie bei iOS und iPhone: Natürlich gibt es Android-Geräte, die „mehr Power“ in der Hardware aufweisen können, aber sie laufen dadurch nicht unbedingt „smoother“ als die iPhones, die ein Betriebssystem haben, das genau auf die Hardware abgestimmt werden kann.