Nextcloud-Buch: Nutze Deine Daten!
An diesem Wochenende ist mein Buch zur Nextcloud erschienen. Daher möchte ich auf einige Aspekte dieser Cloud näher eingehen.
Cloud-Dienste gehören zum Alltag. Von der Zusammenarbeit an Dokumenten über die Sicherung von Daten bis zur Projektplanung kann man alles damit machen. Ein „Büro in der Cloud“ ist heute keine Seltenheit mehr. Dropbox, Google Drive, MS-OneDrive und Apple iCloud sind ohne Zweifel gute Dienste – allerdings liegen die eigenen Daten zentral bei einem (US-)Konzern und ein späterer Wechsel zu einem anderen Anbieter ist nicht gar so einfach. Daher ist eine Nextcloud mehr denn je eine Überlegung wert. Vor allem: In einigen Bereichen übertrifft sie inzwischen die bekannten Dienste mit durchdachten Funktionen.
Inhalt
Kurze Zeitreise durch die Geschichte der Cloud
Meine erste Cloud vor über 10 Jahren war eine Dropbox, mit dieser Lösung war ich auch sehr zufrieden, da ich meine Dateien ablegen, teilen und synchronisieren konnte. Endlich kein USB-Stick mehr zwischen Büro und heimischem Arbeitsplatz. Das Ding vergaß ich regelmäßig und auch unterwegs war es ein Problem, alle wichtigen Daten zur Verfügung zu haben. Nach den Snowden-Enthüllungen besorgte ich mir eine Synology-Box und fand diese heimische NAS-Lösung auch ganz gut, bis ich feststellte, dass die Hacker-Angriffe über das Modem zunahmen und die Upload-Bandbreiten für größere Dateien nicht geeignet waren. Unter Windows war die iCloud keine Alternative, Google-Drive konnte mir meine Verzeichnisstruktur auf unterschiedlichen Geräten nicht exakt abbilden und MS-OneDrive hakte an allen Ecken und Enden. Ein kurzer Ausflug zur ownCloud konnte mich auch nicht überzeugen, da die Funktionen zu dürftig waren. Mit Strato hatte ich dann zumindest einen Anbieter in Deutschland, aber viel mehr als eine Dateiablage war es dann auch nicht. Mit Cryptomator konnte ich zumindest sensible Daten ausreichend verschlüsseln und verschiedene Dienste nutzen. Aber richtig zufrieden war ich mit den bisherigen Lösungen nicht.
Eine zeitgemäße Cloud
Zunächst: Apple, Google und Microsoft bieten durchaus gute Lösungen an – innerhalb des jeweiligen Kosmos funktionieren diese gut, sind bedienerfreundlich und können auch viel. Aber heute möchte ich jederzeit die Wahl haben, von Windows auf Linux umzusteigen, statt des teuren iPhones ein Android zu verwenden, am Arbeitsplatz einen Mac und in der Ferienwohnung einen Raspberry Pi zu benutzen. Auch ist eine der größten Faktoren, wenn ich Zeit sparen und gut organisiert sein möchte, der Erhalt meiner Verzeichnisstruktur auf allen Geräten. Nur so muss ich nicht viel nachdenken, nur so klappen Automatisierungen. Die Synchronisation darf also keine Pfade zwingend vorgeben. Und sie muss im Hintergrund geschehen, ohne dass sie mich stört.
Okay, wenn ich nur ein wenig Dateiablage machen möchte, ein paar Daten sichern und einfache Freigaben ermöglichen möchte – das schaffen alle Cloud-Lösungen recht gut. Aber multiple Freigabe-Links mit unterschiedlichen Berechtigungen versehen, Passwortschutz, Ablaufdatum Videoverifizierung, Zusammenarbeit an Dokumenten mit allen, ohne dass jemand einen (Nextcloud-)Account benötigt … und … und – das ist schon eine andere Hausnummer.
Kalender, Termin- Aufgaben- und Projektplanung – die Standardlösungen findet man bei allen Cloud-Diensten. Aber Nextcloud schaut auch mal über den Tellerrand. Der Kalender enthält beispielsweise ein Buchungssystem für Sprechstunden. Notizen können mit Markdown bearbeitet werden. Ein Wissensmanagementsystem kann auf einfache Weise umgesetzt werden, Recherche-Sammlungen können gemeinsam gepflegt werden. Kleinigkeiten, die sich aber im Alltag als nützlich erweisen. So kann ich beispielsweise problemlos auf einem kleinen Smartphonebildschirm lange Texte mit Markdown strukturieren – traditionelle Office-Apps werden da rasch „fummelig“.
Geteilte Cloud ist doppelte Cloud
Ein Unterschied zu den üblichen Cloud-Diensten wird leicht übersehen: Dort bin ich kein „Admin“, ich bin ein Nutzer unter anderen. Bei eine Nextcloud kann ich aber andere nicht nur zur Mit-Benutzung einladen, ebenso kann ich Gruppen bilden. Neben der typischen „Familien-Cloud“ mit getrennten und gemeinsamen Bereichen kann ich mit einer Nextcloud auch Strukturen eines Sportvereins, einer Pfarrgemeinschaft oder einer Hilfsorganisation abbilden. Ich kann Newsletter freigeben, ein Pfadfinder-Camp organisieren, Workshop-Teilnehmer:innen gemeinsam in einem Bereich arbeiten lassen, Push-Nachrichten versenden, Gruppen-Admins bestimmen und … und … und.
Eine unabhängige Cloud
Die Entwicklung der Nextcloud wird von dem gleichnamigen deutschen Unternehmen (Stuttgart bzw. Berlin) unterstützt und als Open-Source-Paket zur Verfügung gestellt. Damit bin ich völlig frei, mir einen passenden Standort auszusuchen. Prinzipiell kann ich einen ausgedienten PC oder einen kleinen Raspberry Pi nutzen, um eine Nextcloud darauf laufen zu lassen – das wäre aber nicht meine erste Wahl. Und für die meisten Anwender wird es deutlich einfacher sein, sich einen der vielen Nextcloud-Anbieter zu suchen, die Installation und Wartung der Nextcloud übernehmen. Das kann ein regionales Rechenzentrum sein, bei dem die Kommune oder Schule ohnehin schon Speicherplatz gemietet hat. Oder ein überregionaler Anbieter wie z.B. Hetzner, der für fünf Euro im Monat 1 TB an Nextcloud-Volumen zur Verfügung stellt. Wo auch immer – ich kann jederzeit alle meinen Daten zu einem Bündel schnüren und umziehen, wenn ich beispielsweise einen besseren Service oder einen günstigeren Tarif bei einem anderen Betreiber erhalte. Dazu kommt, dass ich meine Daten in Deutschland oder innerhalb der EU speichern kann und damit ein wichtiges Kriterium für DSGVO-Fragen einhalte.
Das Buch
Natürlich ist der Anlass für diesen Artikel, dass an diesem Wochenende mein Buch zur Nextcloud erschienen ist 🙂 Darüber freut man sich als Autor und ich werde die nächsten Tage durch die Buchläden streunen und schauen, ob mich jemand um ein Autogramm bittet. Die statistische Wahrscheinlichkeit ist, nun, hm, nicht gar so groß – aber dafür stoße ich vielleicht auf einige andere Bücher, die interessant sind 😉 Wie auch immer: Ob Print (kauft beim örtlichen Buchhandel), EPUB, PDF, Apple-Books, Kindle – alle Formate sollten in den nächsten Tagen abrufbar sein. Vorschau usw. beim Verlag.
Vielleicht kann ich auch eine kleine Buch-Verlosung durchführen. Ich informiere darüber an dieser Stelle in den nächsten Tagen. Oder Ihr folgt mir unter @_DigitalWriter@bildung.social auf Mastodon.
2 Kommentare
Mark
Glückwunsch zur Buchveröffentlichung! Finde ich spannend, dass das Thema einfach zugänglich gemacht wird. Frage: ich habe mich gerade erst in die Einrichtung einer Synology NAS eingefummelt und habe erst danach gemerkt, dass das als Backup und Synchro zwar taugt, aber eine Zusammenarbeit an Office Dokumenten z.b. nicht geht wie bei OneDrive. Bietet mir hier die Nextcloud mehr Möglichkeiten, außer dass ich im Vergleich zu OneDrive die Datenhoheit habe und Server Standort Deutschland?
Herbert
Da gibt es bei der Nextcloud sehr viel mehr Möglichkeiten: Nextcloud-Office entspricht etwa LibreOffice, alternativ kann man ONLYOFFICE nehmen. Zusammenarbeit: Du kannst mit einem Klick Bearbeitungslinks teilen und synchron an Dokumenten arbeiten – die „Mit-Bearbeiter“ benötigen noch noch einmal einen Account. Diese öffnen einfach nur den Link im Browser und umgehend öffnet sich ein vollständiges Office-Programm.