Alter Falter! Tastaturen für die Hosentasche.

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leichtes Gepäck für unterwegs

Frühling! Sommer! Ja, wir Männer bekommen dann strahlende Augen, steigen in den Overall, schieben uns unter die Harley in der Garage, lassen den ölverschmierten Lappen lässig aus der Tasche hängen und rufen zur Küche hin: „Schatz! Der Sound der Maschine ist nun satt! Ich bin es nicht! Hol‘ das Wildschwein aus der Röhre!“ Schatz ruft zurück: „Mausebärchen! Dein Fahrrad hatte noch nie einen satten Sound. Und du bist Vegetarier!“ …

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Tastatur mit „Bistro-Tauglichkeit“

Tja, so platzen Träume … Wie auch immer: Uns treibt es alle in dieser warmen Zeit in die Wildnis, in Parkanlagen, zu einsamen Burgruinen oder in Straßencafés. Notebook und iPad bleiben also zu Hause, das Smartphone kommt natürlich mit. Und wenn man noch eine zweite (Westen-)Tasche frei hat, muss man nicht auf eine gute Tastatur verzichten. Zwei sehr gute „Klapp-Tastaturen“ habe ich mir näher angeschaut – und von der Qualität positiv überrascht.

Vielleicht erinnern sich einige Leser, dass ich vor knapp 2 Jahren die „hauchdünne“ Keys-to-Go von Logitech unter die Lupe genommen hatte (Artikel). Diese 30-Euro-Tastatur ist zusammen mit dem iPad Pro nach wie vor mein „Dreamteam“ für Schreibvorgänge unterwegs. Kann man ähnlich tolle Ergebnisse mit den Taschen-Tastaturen erreichen? Ja!

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zwei Tastaturen

Angeschaut habe ich mir

  • Jelly Comb Ultra Slim (Amazon) und
  • EC Technology Ultra Slim (Amazon)

Die Jelly: Wird genau in der Mitte gefaltet, ist ausgesprochen leicht und hat durch das Pull-Up-Kunstleder eine „warme“ Oberfläche, die rutschfest ist. Aufgeklappt sieht man in der Mitte einen Spalt mit kleinen Scharnieren.
Die EC liegt „schwerer“ in der Hand, das Aluminium ist glatt und kühl, sieht höherwertiger aus. Man klappt zwei Seitenteile auf, es sind keine Spalten zu sehen.
Nach dem Aufklappen verbinden sich beide automatisch mit dem Smartphone. Kostenpunkt: ca. 30 Euro.

Gewicht

Bei der Jelly ist die Herstellerangabe 141 gr., meine Waage zeigt 159 gr, bei der EC 184 gr (die Logitech Keys-To-Go hat 181 gr.). Beim direkten „in-die-Hand-nehmen“ ein deutlich spürbarer Unterschied. Die Jelly wirkt „richtig“ leicht, die EC eher wie ein übliches Gadget. Bei Hemden, Jacken mit dünnem Stoff könnte das einen Unterschied machen, bei Westen-Taschen, Jeans usw. sollte es weniger eine Rolle spielen.

Maße

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links Jelly, rechts EC

In der Länge unterscheiden sich – eingeklappt – beide Tastaturen fast nicht: jeweils 14 – 14,5 cm. Allerdings ist die Jelly „breiter“ (10 cm vs. 9 cm bei der EC). Der Unterschied in der „Dicke“ ist deutlich: 1,1 (Jelly) vs. 1,5/1,6 (EC). In meine Jackentaschen passen beide ohne Probleme, angenehmer empfinde ich persönlich die Jelly (was aber wohl hauptsächlich an dem geringeren Gewicht liegt).

Akku

Sicher wird der Akku auch einen Teil zu den Gewichtsunterschieden beitragen. Dieser ist bei der EC „stärker“ (210 vs. 90 mAh) und soll laut Hersteller reichen für 64 Stunden Verwendungszeit (90 Tage Standby). Bei der Jelly sind es nur 15 Sunden (18 Tage Standby). Für mich spielt das keine Rolle – ich werde nicht 15 Stunden am Stück mit einer solchen Tastatur tippen. Aber das mag bei Vielreisenden anders aussehen.

Lautstärke

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Technik vom Feinsten

Na, wenn ich da nicht einen super-duper Versuchsaufbau hingekriegt habe, um die Lautstärke standardisiert zu messen 😉 Bei der sehr flachen und „soften“ Keys-to-Go ist der Durchschnittswert während des Tipp-Zeitraums sehr gering: vom Ausgangswert 40 auf 42. Nur einen kleinen Tick lauter ist die Jelly: von 40 auf 44. Bei der EC wird ein deutlich höherer Wert erreicht: von 40 auf 49. Das ist immer noch ein Stück unter der Tastatur vieler Notebooks und würde mich nicht wirklich stören. In einem ruhigen Besprechungsraum würde man den Anschlag der EC allerdings klar vernehmen, die Jelly ist hier deutlich gedämpfter und sollte in der Regel nicht störend wirken.

Soweit also mehr oder weniger vergleichbar – aber nun die Frage aller Fragen: Mit welcher der beiden Tastaturen tippt es sich angenehmer?

Das Schreibgefühl

Beide verwenden die federnde Scherentechnologie, die auch bei kurzen Wegen ein sehr angenehmes Schreibgefühl erzeugt. Bei der EC ist der Anschlag durch den längeren Weg etwas „kerniger“, mag ich als Fan von E-Sports-Tastaturen (früherer Artikel zu meiner Desktop-Blackwidow von Razer). Aber die Jelly ist hier auch ausgesprochen gut – macht in der Praxis wohl kaum einen Unterschied. Viel entscheidender ist der Größenunterschied:

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Jelly hat die Nase vorn

Bei der Jelly habe ich richtig gestaunt: Also _das_ ist mal eine wirklich ausgewachsene Tastatur! Alle Tasten groß und korrekt angeordnet. Man muss sich von seiner Desktop-Tastatur fast nicht umstellen. Wunderbar, wenn man blind schreibt und auch Sonderzeichen ohne großes Hingucken treffen will – wirklich super! Auch der sichtbare Steg in der Mitte stört überhaupt nicht.

Das deutlich kleinere Layout bei der EC ist immer noch gut, aber im Vergleich fällt sofort auf: Die Hände müssen einen „spitzeren“ Winkel erzeugen, was bei längerem Tippen eher ermüden könnte. Die Anordnung der Tasten ist prinzipiell ebenfalls sehr gut, allerdings merkt man in der Zahlenreihe die verkleinerten Tasten – man trifft nicht ganz so präzise „ß“ oder die Backspace-Taste. Man muss allerdings sagen, dass auch diese Variante noch sehr alltagstauglich ist, da man sich bei längeren Schreibvorgängen an die Anordnung gewöhnen kann. Allerdings muss man sich dann wieder „umgewöhnen“, wenn man zu seiner Dekstoptastatur greift.

Da beide Tastaturen für Android, iOS und Windows gedacht sind, findet man auf einigen Tasten zahlreiche Symbole. Prinzipiell ist die Idee mit der Farbgebung von Jelly (Blau/Rot/Grün) zwar pfiffig, aber durch die dunklen Tasten sind die Grün- und Rot-Markierungen nicht so gut erkennbar. Da gefällt mir das klare Bild von EC besser.

Fazit

Beides sind gute und empfehlenswerte Tastaturen. Wenn man etwas haben möchte, was sich stabiler und „höherwertiger“ anfühlt und man eine längere Einsatzdauer bevorzugt, dann ist die EC eine feine Sache. Meine persönliche Entscheidung fiel allerdings auf die Jelly. Überzeugt haben mich: a) Das sehr leichte Gewicht – man spürt die Tastatur schlicht nicht in der Jackentasche. b) Die „gigantische“ Größe nach dem Aufklappen, so dass ich mich für den Wechsel Desktop/mobil kaum umstellen muss.

 

 

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